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Arbeitest du noch oder lebst du schon? – Eine kritische Analyse zur Work-Life-Balance
Backstage Campfire – Employer Branding 13. January 2014

Arbeitest du noch oder lebst du schon? – Eine kritische Analyse zur Work-Life-Balance

Work Life Balance

Work Life Balance – Die Lösung der Stunde und längst in unseren Köpfen manifestiert. Besonders für die Generation Y (Young Professionals) gehört die Vereinbarkeit von Job und Privatleben zu den Kernkompetenzen attraktiver Arbeitgeber. Die Formel beruht auf der scheinbar unumstrittenen Tatsache, dass das Vermischen von Arbeit und Freizeit uns unglücklich macht. Dass ein Ausgleich zum täglichen Ackern notwendig ist, weil uns Freizeit glücklicher macht als Arbeit und womöglich sonst ein Burnout droht. Deshalb lautet die Mission: Das Leben vor der Arbeit retten! Doch ich stelle mir die Frage: Gehört Arbeit nicht zum Leben? Schließlich könnten wir ohne zu leben auch nicht arbeiten. Was wäre eine Welt mit einem Überfluss an Zeit, aber arm an Herausforderungen? Sollten wir nicht eher an unserer Beziehung zum Job feilen? Eine kritische Auseinandersetzung mit der Formel:

Faktor Arbeit: Pflicht oder Herausforderung?

Betrachtet man unser Verhältnis zur Arbeit, stellt man einen nahezu widersprüchlichen Fakt fest: Wir brauchen sie, um unseren Lebensunterhalt zu sichern, andererseits empfinden wir sie als dauerhaften Ballast. Dabei sind die heutigen Arbeitsumstände um ein Vielfaches besser als noch vor 20 Jahren. Allerdings scheint es schlimmer denn je zu sein. Wir beenden die Schullaufbahn, wir erlernen das, was uns interessiert und spezialisieren uns weiter auf Gebieten, die wir als sinnvoll erachten. Am Ende sollten wir also an unserer eigens angelegten Ziellinie stehen – glücklich und zufrieden. Aber die Realität sieht anders aus. Wer sich fragt, woran das liegen könnte, dem kann eine Selbstreflexion Aufschluss geben. Was habe ich auf meinem Weg dazu gelernt? An welchem Punkt haben sich meine Interessen gewandelt? Bin ich von meinem ursprünglichen Pfad abgekommen? Wie groß war der Einfluss von außen?

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Arbeit genießen, Freizeit nicht vergeuden

Die einen machen ihre Arbeit, die anderen meiden sie – unabsichtlich oder vollkommen gewollt. Doch sind diejenigen ohne Arbeit auch glücklich? Tag ein, Tag aus das tun, wonach einem der Sinn steht. Klingt verlockend, aber auch sehr willkürlich. Ich persönlich habe den Drang, neuen Herausforderungen entgegenzutreten und mich weiterzuentwickeln. Natürlich können wir uns jederzeit selbst herausfordern, aber mal ehrlich: Würden wir nicht, wenn es hart auf hart kommt, doch den Weg des geringsten Widerstands wählen? Ein gesunder Druck von außen ist meiner Meinung nach nötig, um etwas zu schaffen. Und unsere Arbeit ist genau dazu da. Sie formt uns, bildet den Charakter und macht uns zu demjenigen, der wir sind. Hier können wir uns ausprobieren, Aufstieg und Fall miterleben und wachsen. Deshalb sollte man sie genießen und meistern, um letztlich stolz auf sich zu sein.

Anspruch auf gute Arbeit

Schlechte Arbeitsbedingungen kann man mit keinem Ausgleich rechtfertigen. Die beliebteste Anforderung 24/7 wird auch durch die attraktivsten betrieblichen Angebote (Sport, Massagen etc.) nicht besser. Jenseits von Gut und Böse, fordert 24/7 die kontinuierliche Verfügbarkeit der Mitarbeiter. Besonders in der Agenturwelt setzt sich dieser Trend schon seit Jahren durch. Pflicht muss dieses Arbeitsmodell allerdings nicht sein. Denn auch wenn ich liebe, was ich da tue, bleibt kein Platz mehr für Freiräume außerhalb der Firmenmauern. Schlaflos im Büro funktioniert nicht – ganz unabhängig von meiner Einstellung zur Arbeit. Coachings, die einem helfen, die schlechte Arbeit erträglicher zu machen, können ebenso nicht die Lösung des Problems sein. Sind die Arbeitsbedingungen schlecht, sollten wir das nicht akzeptieren. Zur Not bedeutet das, sich anderweitig umzuschauen – branchenübergreifend oder im gleichen Sektor. Der Blick sollte sich dabei auf Ausschreibungen lenken, mit deren Inhalten und Voraussetzungen man sich ehrlich identifizieren kann. Nur so kann man eine Arbeit finden, die einen erfüllt.

Der Weg zum Ziel

Geld ist längst nicht mehr Anreiz Nummer 1 für Arbeitnehmer. Im Fokus stehen viel mehr ein gutes Arbeitsklima, Meinungsfreiheit und flexible Arbeitszeiten. Job wie Freizeit sollten an die individuellen Bedürfnisse anknüpfen, erst dann empfinden wir keinen Mangel mehr an Erholung und Zeit für uns. Unsere Motivation möchten wir naturgemäß in allen Bereichen einsetzen. Im Job muss nur Raum dafür geschaffen werden. Kreatives Denken kann mit „internetfreien Phasen“ gefördert, Teamplaying mit Events gestärkt werden. Jeder Einzelne sollte dazu angehalten sein, Vorschläge zu dieser Art von Unternehmenskultur einzubringen und keiner sollte sich unterirdischen Bedingungen aussetzen. So sollten sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter zufrieden und siegreich aus dem Ring steigen – Für eine gute Work Life Balance.

Fazit

Für mich sind Arbeit und Leben keine verschiedenen Dinge. Arbeit gehört zum Leben. Work Life Balance bedeutet daher nicht, seine freie Zeit noch weiter auszudehnen, sondern mehr auf seine Bedürfnisse zu hören, um Job und Freizeit an jene anzupassen. Wir brauchen Arbeit, der wir mit Leidenschaft nachgehen und Freizeit, die wir sinnvoll gestalten können.



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