Eigentlich fand er Politik unkreativ, rigide und starr. Trotzdem wird Dr. Alexander Plitsch am 24. September mit seiner Partei „Demokratie in Bewegung“ bei der Bundestagswahl 2017 antreten. Auf die Idee kam er im vergangenen Jahr – vor sechs Monaten gründete er mit rund 50 Menschen aus ganz Deutschland die Partei. Doch warum überhaupt eine Partei, wenn kaum noch einer wählen geht? In einer Zeit, wo junge Menschen ihre politische Identität in dem Kauf einer Bio-Banane oder bei der Flüchtlingsarbeit in ihrem Kiez ausleben? Die Reise von Dr. Alexander Plitsch und „Demokratie in Bewegung“ zeigt: Es gibt sie noch, die Menschen, die Utopien und Visionen haben und diese in der Politik wahr machen wollen.
Unter der Urlaubssonne in die graue Parteienlandschaft
Genau vor einem Jahr reifte die Idee, im Urlaub unter einer Palme. „Das war der Moment, an dem ich mich dazu entschieden habe es durchzuziehen“, erläutert der Bundesvorsitzende von Demokratie in Bewegung. Der Weg dorthin klingt eigentlich klassisch. Beim gemeinsamen Essen mit Freunden und der Familie diskutierte er viel über das politische System. Dabei fielen Sätze wie „Es wäre Zeit für eine neue Partei“ oder „Eigentlich müsste man Politik ganz anders machen“. Floskeln, die jeder vermutlich schon einmal bei einem gemütlichen Weinabend mit Freunden oder der Familie ausgesprochen hat. Doch Alexander Plitsch ließ es nicht los. Während andere sich am nächsten Tag neuen Dingen widmeten und darüber grübelten, was sie abends kochen sollten oder welche Serie sie schauen werden, reifte bei Plitsch die Idee eine Partei zu gründen. „Vielleicht muss ich mich einbringen, damit sich die Gesellschaft so entwickelt, wie ich das für mich, meine Kinder und unsere Zukunft möchte“, erläutert der Vater von zwei Töchtern seine Motivation.
Ein alter Freund erlebt sein Revival – Die Demokratie
Plitsch beschreibt sich selbst als Gründernatur. Ihm macht es Spaß, Dinge aufzubauen und zu kreieren.Dass er heute Vollzeit Politik macht, hätte sein Studenten-Ich vermutlich nicht gedacht. „Das Unternehmerische-Kreative war für mich einfach viel spannender, weil ich wirklich das Gefühl hatte, dass Politik hoch unkreativ ist“, erläutert der Startup-Berater. Damals interessierte er sich für Marketing und Produktentwicklung. All das angereicherte Wissen fließt nun in Demokratie in Bewegung.
„Junge Menschen gehen nicht mehr in eine Partei, wo sie diese typische Ochsentour vor Augen haben und erstmal auf Ortsvereinsebene Plakate für den Bezirksbürgermeisterkandidaten kleben. Da geht man eben lieber zur NGO, wo man direkt an Kampagnen mitwirken kann und sofort vor Ort sieht, was man damit bewirkt“, fasst Plitsch die Entfremdung des politischen Ablaufs zusammen. Die Ungeduld ist unser Zeitgeist. Mit einer Generation, die schnelle Resultate sehen möchte, funktioniert der schneckenhafte politische Alltag einfach nicht. Bürger brauchen Instant-Politik. So seine These, und die Idee wurde klar: Plitsch wollte eine radikal basisdemokratische Partei ins Leben rufen. Radikal bedeutet dabei, ein Revival für die Demokratie. Alle sollen sich beteiligen können. Alexander Plitsch wollte dafür eine Plattform schaffen. Wie die Piraten, nur besser.
„Ich wünsche mir eine Partei, die attraktive, einfache und direkte Möglichkeiten zur Mitgestaltung für all die Menschen bietet, die wie ich durch die Entwicklungen der vergangenen Monate den Wunsch verspüren, nicht mehr nur zuzuschauen, sondern etwas zu bewegen.“ – Auszug aus Plitschs Aufruf in der Huffington Post
Die Geburt der Startup-Partei
Zwei Tage vor Weihnachten war es soweit. Nach den Entwicklungen der AfD Ende 2016 und der Situation in Frankreich mit Le Pens Front National wollte Plitsch gegen den politischen Rechtsruck vorgehen und veröffentlichte in der Huffington Post den Beitrag „Wir können es uns nicht mehr leisten, zuzusehen und unpolitisch zu bleiben – deshalb will ich eine Partei gründen“. Er suchte nach Gleichgesinnten und Unterstützern. „Das Feedback war für mich überraschend positiv. Natürlich hielten viele es auch für verrückt. Doch die Mehrheit konnte damit was anfangen, auch Menschen, die unpolitisch sind“, fasst Plitsch den ersten Meilenstein zusammen.
Doch dann ging die Arbeit so richtig los. Selbst beim Start hat DiB gezeigt, dass sie das Konzept Partei neu anpacken möchten. Statt eines Produkttestes führten sie einen Parteitest durch. Mithilfe einer Petition auf Change.org wollten sie im Januar 2017 schauen, ob es überhaupt einen „Markt“ gibt und trafen auf Anklang. „Wir sagten uns, wenn 100.000 Menschen mitmachen, gründen wir eine Partei, ziehen es durch und versuchen uns zur Bundestagswahl aufzustellen. Ganz oder gar nicht“, sagt der frische Politiker.
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