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Planet Storytelling: Spanien
Planet Storytelling 28. January 2020

Planet Storytelling: Spanien

Unsere Entdeckungsreise auf der Suche nach aufregenden Geschichten aus aller Welt geht heute nach Spanien. Ein sonniges Land, das auf der iberischen Halbinsel liegt, und von wunderschönen Stränden umgeben ist. Die meisten verbinden mit Spanien temperamentvolle Flamenco-Tänze, umstrittene Stierkämpfe oder entspannte Siesta am Nachmittag. Dabei ist das Land von einer wechselhaften Geschichte und Kultur geprägt, sodass keine Landesregion der anderen gleicht und sich die Unterschiede sogar in der Sprache widerspiegeln. Bereits Künstler und Schriftsteller wie Miguel de Cervantes, Picasso oder Gaudí fanden hier ihre Inspiration und erzählten mit ihren Werken spannende Geschichten. In unserem Beitrag „Planet Storytelling: Spanien“ tauchen wir in die spanische Heldengeschichte ein, lernen Neues über traditionelle Feste und schauen uns die Anfänge des visuellen Storytellings an.

Eine kleine Stadt an der Küste Spaniens
Quelle: Pixabay/ Ryan Hogg

Die Anfänge des Storytellings: El Castillo – Geburtsstätte der Höhlenmalerei

Das Bedürfnis, seine Erlebnisse und die eigene Geschichte in die Welt hinauszutragen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Bevor es die ersten schriftlichen Überlieferungen gab, wurden Informationen mündlich vermittelt. Doch wie wurden Geschichten festgehalten, bevor es die Schriftzeichen gab? Die ersten Spuren der Kommunikation, die bis jetzt gefunden wurden, sind die Höhlenmalereien. Unsere Vorfahren haben also Bilder genutzt, um ihre Geschichte weiterzuerzählen und sich zu verewigen. Die ältesten Malereien der Welt befinden sich in der spanischen Höhle El Castillo an der Küste der Biskaya bei Puente Viesgo und werden auf 40.000 Jahre geschätzt. Zu sehen sind dabei Zeichnungen von Menschenhänden und Tieren. Die genaue Botschaft dahinter lässt sich zwar nur vermuten, jedoch repräsentieren die Befunde die ersten Anfänge von Storytelling und das in bildhafter Form.

Die Verarbeitung der Kriegsgeschichte: Das Gemälde „Guernica“

In unserem Beitrag „Planet Storytelling: Spanien“ legen wir den Fokus aus das visuelle Storytelling. Das ist die älteste Form des Geschichtenerzählens und bleibt bis heute ein starkes, universelles Mittel, das Emotionen hervorruft. Auch der berühmte spanische Maler Pablo Picasso nutzte die Macht der Bilder in seinen Werken. Der Künstler wurde in seiner Arbeit unter anderem auch von den historischen Ereignissen Spaniens beeinflusst. Laut seiner Aussage darf sich ein Künstler, der in Zeiten von Konflikten lebt, die eine Bedrohung für die Werte der Humanität darstellen, nicht gleichgültig verhalten. So entstand sein weltberühmtes Kunstwerk „Guernica“ als Reaktion auf die Zerstörung der gleichnamigen Stadt durch Luftangriffe während des Spanischen Bürgerkrieges.

Picasso stellte in seinem Werk das Grauen des Krieges dar und erzählte die tragische Geschichte der Betroffenen im Moment des Angriffes. Das sterbende Pferd in der Mitte ist ein Sinnbild für das Leid und häufig in seinen Werken vorzufinden. Laut dem Maler steht die Stute für das spanische Volk, während der Stier links im Bild die Brutalität verkörpert. Die Figur der Mutter mit dem toten Kind, die vor dem Stier auf dem Boden sitzt, symbolisiert den Verlust von Familienangehörigen. Bei dem Luftangriff auf Guernica sind viele Zivilsten und somit auch zahlreiche Familien umgekommen.

Nachbildung des Gemäldes „Guernica“ von Picasso
Nachbildung des Gemäldes „Guernica“ von Picasso Quelle: Pixabay/ Almudena Sanz Tabernero

Erzählende Architektur: Das Bauwerk „Casa Batlló“

Casa Batllo von Antoni Gaudi
„Casa Batlló“ in Barcelona Quelle: Pixabay/ 495756

Ein weiterer spanischer Künstler, der mittels seiner Werke nationale Geschichten erzählte, ist der Architekt Antoni Gaudí. Seine außergewöhnlichen Bauten schmücken die Straßen der Stadt Barcelona. Das Haus „Casa Batlló“ ist eines dieser architektonischen Highlights und dient zur Inszenierung einer katalanischen Legende über den Schutzheiligen Sankt Georg. Laut der Sage hat ein Drachen im Dorf in der Nähe von Tarragona die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Um die Bestie zu besänftigen, wurde jeden Tag eine Person ausgelost und von dem Drachen anschließend verspeist. Eines Tages traf das Pech die Prinzessin. Als sie sich ihrem Schicksal ergab und sich dem Monster näherte, kam ein Ritter namens Sankt Georg ihr zur Rettung und erstach den Drachen. Aus dem Blut der besiegten Bestie erschien ein Rosenbusch mit roten Blüten.

Der Tag des Heiligen Sankt Georg ist ein offizieller Feiertag in Katalonien. Zu diesem Anlass sind auf den Straßen große Menschenmassen anzutreffen, während die Verkaufsstände voll mit roten Rosen sind. Die Fassade und einige Stellen im Inneren der „Casa Batlló“ veranschaulichen Szenen aus dieser Legende. So besteht das Dach des Bauwerks aus Ziegeln in Schuppenform und verkörpert den Drachen. Der Rücken der Bestie wird durch ein Kreuz durchtrennt, welches das Schwert von Sankt Georg repräsentieren soll. Im nächsten Stockwerk ist ein kleiner Balkon angebracht, der laut der Sage der Prinzessin gehörte, während sich ganz unten größere Balkone in Form von Totenköpfen befinden sowie Fensterrahmen, die an Knochen erinnern. Sie symbolisieren die gefallenen Opfer. Im Haus selbst sind außerdem Räume zu finden, die sich dem Inneren eines Drachens ähneln und seinen Brustkorb imitieren.

Storytelling heute: Werbung macht sich Tradition zu Nutze

In unserem Zeitalter hat sich visuelles Storytelling auf weitere Medien ausgeweitet. So dienen Fernsehen, Internet und Social-Media-Plattformen dazu, Geschichten auch anhand von bewegten Bildern zu erzählen und dabei möglichst viele Rezipienten zu erreichen. Die spanische Lotteriegesellschaft hat zu Weihnachten einen Werbespot in Form eines Zeichentrickfilms herausgebracht. Dabei geht es um einen Wachmann namens Justino, der in einer Fabrik für die Herstellung von Schaufensterpuppen arbeitet. Da er immer eine Nachtschicht hat, trifft er nie auf seine Arbeitskollegen, hinterlässt aber trotzdem süße Botschaften für sie. Wenn die Firma zu Weihnachten Lottoscheine ausfüllt und anschließend gewinnt, bedanken sich Justinos Arbeitskollegen mit einer netten Geste.

Die rührende Geschichte von Justino und seinen Arbeitskollegen passte in die Vorweihnachtsstimmung und war ein voller Erfolg. Die Weihnachtslotterie findet in Spanien seit 1812 jedes Jahr am Vormittag des 22. Dezembers statt und ist bereits ein Teil der Tradition geworden. Dieses Glücksspiel ist, an der ausgespielten Gesamtsumme gemessen, das größte der Welt. Viele Spanier nehmen gemeinsam mit ihren Mitarbeitern an der Verlosung teil. Nach der Kampagne ist der Einsatz pro Los um rund 55 Euro gestiegen.

Wenn euch unser Beitrag „Planet Storytelling: Spanien“ gefallen hat, schaut euch gerne die letzte Ausgabe über Russland an. Erfahrt hier wie die russische Landesgeschichte in den literarischen Werken aufgegriffen wurde und der patriotische Charakter bis heute im modernen Storytelling präsent bleibt.



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