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Planet Storytelling: Hawaii
Planet Storytelling 26. March 2020

Planet Storytelling: Hawaii

Auf der Suche nach spannenden Geschichten und Erzähltraditionen aus aller Welt verschlägt es uns in der neuesten Ausgabe unserer Planet-Storytelling-Serie nach Hawaii. Beim Gedanken an die Inselgruppe kommen uns sofort Bilder paradiesischer Sandstrände, tropischer Früchte und exotische Tier- und Pflanzenarten in den Kopf. Doch Hawaii ist natürlich einiges mehr als das: Eine bewegte Historie und die vielfältige Kultur bilden den Stoff für viele spannende Geschichten. Lest hier, wie die hawaiianische Bevölkerung Tänze und Gesänge nutzte, und bis heute nutzt, um traditionelle Geschichten von Generation zu Generation weiterzugeben. Taucht mit uns in der neusten Ausgabe „Planet Storytelling: Hawaii“ ein in die bunte Storytelling-Welt der Inselgruppe.

Palmen vor Sonnenuntergang am Strand
Quelle: Pixabay

Im Schmelztiegel der Kulturen: Rückbesinnung auf das „alte Hawaii“

Hawaii, heute der 50. Bundesstaat der USA, war lange Zeit ein Königreich und phasenweise eine Republik, bis die Inselgruppe Ende des 19. Jahrhunderts durch die Vereinigten Staaten annektiert und zu US-Territorium erklärt wurde. Geschichtliche und politische Entwicklungen hatten also zur Folge, dass sich auf Hawaii in den letzten Jahrzehnten keine einheitliche Kultur entwickelte. Heute machen Hawaiianer polynesischer Abstammung nur noch etwa 6,6 Prozent der Bevölkerung aus. Dennoch ist der Wunsch zur Rückbesinnung auf die alten Traditionen unter den Einheimischen groß: Neben Englisch ist auch Hawaiisch Amtssprache, einige Schulen unterrichten sogar nur in dieser Sprache. Die alten Sagen und Mythen sowie die Lehre der Götter werden wieder gelehrt und an die nächsten Generationen weitergegeben. Im Zuge dessen gewinnen auch die traditionellen Erzählkünste der indigenen Bevölkerung erneut an Bedeutung, Was diese Kunstformen, gerade im Hinblick auf das Geschichtenerzählen, so besonders macht, lest ihr im Folgenden.

Die Kraft des Oli: Lebendige Geschichten durch mündliche Überlieferung

Die Schriftsprache entstand auf Hawaii vergleichsweise spät. Erst im 19. Jahrhundert wurde das hawaiische Alphabet eingeführt, davor existierte die Sprache lediglich in gesprochener Form. Um die Geschichten und die Kultur Hawaiis zu bewahren, nutzten die Einwohner des Inselstaates daher verschiedene Künste. Durch Gesänge (oli), Lieder (mele) und das Tanzen des Hula wurden die Traditionen der Hawaiianer lebendig gehalten.

Lange Zeit sind Geschichten, Mythen und Legenden, historische Ereignisse und persönliche Erlebnisse nur mündlich überliefert und durch Weitererzählen bewahrt worden. Der traditionelle Oli (Gesang) wurde dabei jedoch nicht nur für die Weitergabe von Informationen genutzt. Vielmehr war er, und ist er auch heute noch, eine Möglichkeit die innersten und persönlichsten Gedanken und Emotionen zu teilen. Versteckte Bedeutungen, die koana, verleihen jedem Oli einen tieferen Sinn. Daher können die Gesänge, je nach Zuhörer, ganz unterschiedlich interpretiert und verstanden werden. So mag ein Oli für den einen eine Geschichte über vergangene gesellschaftliche Ereignisse sein und für die andere eine ganz persönliche über Liebe und Trauer. Auch werden diese traditionellen Gesänge als Begrüßung und zum Zeichen der Ehrerbietung gesungen. Doch zu welchem Zwecke ein Oli auch immer vorgetragen wird, stets ist er ein Symbol für die poetische Verbindung zur Natur und der traditionellen hawaiianischen Kultur. Er ist ein Teil der Seele Hawaiis.

Hula-Tänzerinnen mit gelben Röcken
Quelle: Pixabay

Der Herzschlag Hawaiis: Der traditionelle Hula

Auch der traditionelle Hula (Hula kahiko) spielt für die Identität der indigenen Bevölkerung eine besondere Rolle. Durch den Körper der Tänzerinnen und Tänzer wird nicht nur eine Geschichte erzählt. Auch stellen die Bewegungen eine Verbindung zwischen Menschen und Natur und zwischen Gläubigen und ihren Göttern her. Begleitet von Gesängen wird im Rahmen von Zeremonien und gesellschaftlichen Anlässen getanzt. Jede Geste erzählt den Betrachtern dabei eine Geschichte und beinhaltet eine ganz eigene Bedeutung. Nach der Missionierung des Inselstaates wurden die Sprache und Kultur der Hawaiianer jedoch lange Zeit unterdrückt und der Hula sogar verboten. Erst in den 1870er Jahren wurde er wiederbelebt. Heute besinnen sich viele Mitglieder der indigenen Bevölkerung zurück auf ihr kulturelles Erbe und zelebrieren diese besondere Kunstform. Die Hawaiianer sprechen nicht selten von dem Hula als „Herzschlag Hawaiis“. Denn die Verbundenheit zur eigenen Identität und die Geschichten der Vorfahren sind tief verwurzelt in dieser einzigartigen Körper- und Erzählkunst.

Die Ausgabe Planet Storytelling Hawaii hat euch gefallen & ihr könnt nicht genug bekommen von Storytelling-Traditionen aus aller Welt? Dann stöbert doch einmal durch unseren Blog und entdeckt spannende russische Heldengeschichten oder die traditionellen Geschichten der ältesten existierenden Hochkultur: China. Viel Spaß!



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