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Recruiting im Netz: So skurril suchen Unternehmen neue Talente
Campfire – Employer Branding Tools 20. August 2020

Recruiting im Netz: So skurril suchen Unternehmen neue Talente

Smarte Unternehmen sind immer aktiv auf der Suche nach den besten Talenten – es heißt nicht umsonst War-for-Talents! Auf dem Arbeitsmarkt herrscht also nicht nur Konkurrenz unter den BewerberInnen, auch ArbeitgeberInnen müssen sich ganz schön ins Zeug legen, um die fittesten MitarbeiterInnen an Land zu ziehen. Die einen kokettieren mit außergewöhnlichen Benefits, die anderen überzeugen mit authentischen Jobseiten und wiederum andere lassen sich untypische Stellenausschreibungen einfallen. Zu letzterem haben wir uns auf die Suche gemacht und drei Beispiele gefunden, die sowohl Online und Print als auch in der realen Welt mit ganz eigenem Storytelling überzeugen und so (hoffentlich) spannende Talente für sich gewinnen.

Leuchtreklame mit Schriftzug
© Unsplash / Tim Mossholder

Komm in die Familie: Geld verdienen mit Edeka

Hinter der Formulierung einer Stellenanzeige stehen einige Herausforderungen. Zum einen muss sie die Jobanforderungen der Tätigkeit und die Werte des Unternehmens klar formulieren. Zum anderen sollte aber auch unbedingt die passende Zielgruppe angesprochen werden. Wie also bekommt ein Unternehmen diese Prämissen unter einen Hut? Vor allem die Gen Z, zu der oftmals Berufseinsteiger zählen, kann sich unter den klassischen Floskeln in einer Stellenausschreibung nicht viel vorstellen. So weiß sie beispielsweise nicht, ob sie die Erwartungen an die Position erfüllt oder welche Talente sie mitbringen muss.

Seit der „Supergeil“-Werbung hat Edeka immer wieder mit überraschenden Spots Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mit seiner neusten Employer-Branding-Kampagne „Mach Geschäft mit Kartoffeln“ will der Unternehmensverbund für Einzelhandel nun vor allem junge Leute dazu motivieren, einen ihrer über 30 Ausbildungsberufe zu lernen.

Es könnte fast ein Trailer für die im November letzten Jahres erschienene dritte Staffel der Serie „4 Blocks“ sein. Nach ein paar Sekunden wird klar, dass es der neue Werbespot für Edeka ist. Was dem Ganzen ein besonderes Flair gibt, ist der Auftritt von Kida Ramadan, der Schauspieler, der auch bei „4 Blocks“ den Gangster-Boss Toni Hamady spielt. Im Spot führt Hamady seinen vermeintlichen Gang-Anwärter durch Lagerhallen und erklärt ihm das Business – bis sich ein Rolltor öffnet, hinter dem sich wider Erwarten ein Edeka im Tagesgeschäft befindet. Hamady führt die BewerberInnen an der Nase herum, trifft damit aber Zeitgeist und Ausdruck der Zielgruppe. Darüber hinaus werden ganz beiläufig Aufgabenschwerpunkte und Ziele der Tätigkeit vermittelt. Drei weitere Clips weisen die amüsierten Jobsuchenden auf freie Ausbildungsplätze, wie Handelsfachwirt, Frischespezialist oder Berufskraftfahrer, hin.

Dieser Recruiting-Kampagne voraus und vor allem viral ging ein Spot, der mit gleicher Absicht auf ganz spezielle InfluencerInnen setzt.

Die Ost Boys: Employer Branding mit Influencern

„Um Geld auszugeben, musst du Geld verdienen“ – damit haben die Ost Boys im Edeka-Werbespot gar nicht so unrecht. Abgesehen davon, wirkt alles andere allerdings sehr skurril. Der Spot, den die Pretty Ugly Motion Pictures gemeinsam mit den zwei Influencern produziert haben, spricht dann doch eine recht spitze Zielgruppe an.

Die zwei Jungs, normalerweise bekannt aus Berlin-Marzahns Plattenbausiedlungen, lassen wieder mal nichts anbrennen. Sie werfen in dem kurzen Clip mit Geld um sich, das sie aus Edeka-Tüten fischen, während sie in teuren Autos und protzigem Aufzug durch Berlin fahren. Letztlich, im Abspann des Spots, wird dann doch noch deutlich, dass es um Ausbildungsplätze gehen soll. Definitiv ist klar: Die Ost Boys bauen ihre Reichweite aus. Bleibt allerdings die Frage, ob diese Aktion auch Bewerbungen für Edeka bringt.

Wer will schon 08/15: Hiermit bewerbe ich mich als Chef

Mitarbeitende sind für die Unternehmensgeschichte immer die wichtigsten HeldInnen und gleichzeitig auch diejenigen, die Werte und Ziele authentisch vermitteln können. Neben den theoretischen Aspekten für oder gegen ein Unternehmen, geben die Erzählungen der Angestellten konkrete Hinweise darauf, wie sich die Unternehmenskultur gestaltet. Einblicke dieser Art machen den vermeintlich zukünftigen Job so emotional und vorstellbar – eben genau das, was mit gutem Storytelling erreicht werden kann.

Frau hält Kaffeetasse
© Unsplash / Brooke Lark

Unter anderem berichtete das Unternehmermagazin Impulse über die spezielle Aktion des Hoteliers Jürgen Krenzer. Dieser bittet seine potentiellen neuen Mitarbeitenden eben nicht darum, mit Lebenslauf und Anschreiben vorstellig zu werden. Vielmehr macht er sich als Chef selbst schmackhaft. Mit einer Anzeige über seinen Werdegang, Talente und Marotten wirbt er auf seiner Website oder auf Social Media, mit der Überzeugung, erfolgreich Talente an Bord zu holen. Nach eigenen Angaben habe er keine Lust mehr, auf „aussagekräftige Bewerbungen“ zu warten.

Vor allem die Suche nach „JungköchInnen“ für sein Restaurant, die von der Konkurrenz bereits über externe Agenturen ausfindig gemacht werden, nimmt er selbst in die Hand. Er ist überzeugt von seiner Strategie, fangen potentielle Angestellte durch seine vertrauensvolle Nahbarkeit doch viel schneller an, sich auch zu öffnen. Die ganz eigene Form der Stellenausschreibung schlägt sich laut des Gastronomen auch schnell in der Unternehmenskultur nieder. Dabei ist er überzeugt davon, dass dies nicht nur für sein Business funktioniert, und empfiehlt jedem Chef einen Versuch. Und all das natürlich mit einem Augenzwinkern.



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