Communications – PR, Content, Redaktion

Company Profile vs. Corporate Influencer – wer gewinnt das Spiel um Reichweite, Relevanz und Resonanz auf LinkedIn?

Social Media ist kein Ort, an dem man schreit, sondern einer, an dem man erzählt

sagt Jennifer Nürnberger, Senior-Beraterin für Storytelling auf Social Media und in der PR bei Mashup Communications

Nirgends zeigt sich das deutlicher als auf LinkedIn – der digitalen Bühne, auf der Marken und Menschen um Aufmerksamkeit tanzen.

Doch wer führt dabei wirklich? Werden Company Profile mit Corporate Branding, CI-konformen Grafiken und Hashtag-Strategie noch gebraucht? Oder erobern die Corporate Influencer, die mit Kaffee in der Hand, bemüht ehrlichem Blick und einem „Ich sag’s mal ganz ehrlich…“-Post das Herz des Algorithmus?

Quelle: KI-generiert

Manege frei: Unternehmen oder Mensch?

Beide gehören zur Show, aber sie spielen ganz unterschiedliche Rollen im großen LinkedIn-Zirkus.

Das Unternehmensprofil ist der erfahrene Dompteur: diszipliniert, souverän, auf klare Botschaften trainiert. Es hält die Markenwerte fest im Griff, jongliert mit KPIs und sorgt für den perfekten Auftritt mit wehenden Fahnen in Corporate-Farben. Die Performance ist planbar, professionell – aber manchmal eben auch vorhersehbar.

Corporate Influencer dagegen sind Artist:innen auf dem Drahtseil: ein bisschen waghalsig, manchmal improvisiert, aber immer echt. Sie zeigen Haltung, Persönlichkeit und Emotion. Dabei riskieren sie es auch mal, zu stolpern. Das erfordert Mut und macht sie menschlich. Während das Unternehmensprofil Reichweite über Kampagnen und Content-Strategie aufbaut, gewinnen Influencer Vertrauen über persönliche Einblicke, nahbare Geschichten und ihre Expertise in einem festgesteckten Themenfeld oder Branche. Kurz gesagt: Das Unternehmensprofil sorgt für den Rahmen der Show, während die Corporate Influencer dafür sorgen, dass das Publikum wirklich klatscht.

„Unternehmen liefern die Struktur, Menschen liefern die Seele. Beides zusammen ergibt den perfekten Mix.“

– Jennifer Nürnberger, Senior-Beraterin für Storytelling auf Social Media und in der PR bei Mashup Communications

Der Faktencheck: Wer kann was?

KriteriumCompany ProfileCorporate Influencer
Reichweitealgorithmisch eher limitiertstark durch persönliche Netzwerke
Glaubwürdigkeit„offiziell“, aber distanziertauthentisch, emotional, nahbar
Themenvielfaltauf Markenbotschaften fokussiertflexibel, auch mal „off-topic“
TonalityCorporate, abgestimmtindividuell, oft spontan
Krisenkommunikationsicher, kontrolliertriskanter, aber wirkungsvoller

Gelungene Beispiele aus dem LinkedIn-Universum

Storytelling at its best: the nu company

Wie gutes LinkedIn-Storytelling funktioniert, zeigt the nu company – das Leipziger Start-up hinter nucao. Statt bloßer Produkt-PR servieren sie Haltung, Humor und Schokolade in einem.

Ihr Content erzählt keine Werbegeschichte, sondern eine Bewegung: gegen Einwegverpackungen, für faire Kakaopreise und echten Genuss mit gutem Gewissen. Jeder Post ist Teil eines größeren Narrativs – „Wir verändern die Schokoladenindustrie“ – und genau das macht die Marke wiedererkennbar.

Besonders stark: Sie kombinieren gesellschaftliche Themen mit Alltagsmomenten. Wenn das Team eine neue CMO begrüßt, wird daraus kein Pressetext, sondern eine kleine Szene aus dem Büro mit Insider-Humor und ehrlicher Begeisterung. Das wirkt sympathisch, nahbar und ganz nebenbei hervorragend für Employer Branding.

So schafft es the nu company das zu erzählen, was viele Marken vergessen: Nicht, was sie machen, sondern warum sie es tun.

Dabei sind sie zudem immer am Puls der Zeit:

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Storytelling mit System und Schnauze: Google

Wie Tech und Emotion auf LinkedIn zusammengehen, zeigt Google. Statt in Buzzwords und Produkt-Updates zu ersticken, erzählt das Unternehmen Geschichten über Menschen, Ideen und gelegentlich über besonders fotogene Bürohunde, wie 2023 zu Halloween. Und wir wissen ja alle: Süße Hundebilder funktionieren immer.

Ihr Content zielt nicht auf Reichweite durch Features, sondern auf Wirkung durch Haltung. Ob KI, Bildung oder Barrierefreiheit – jeder Post greift in ein übergeordnetes Narrativ: „Technology that makes life better.“ Google verbindet Fortschritt mit Empathie – ein Drahtseilakt, der dank Storytelling gelingt.

Besonders stark: Sie zeigen, dass Tech kein Selbstzweck ist, sondern Werkzeug für Veränderung. Entwickle:rinnen, Lehrkräfte oder kleine Unternehmen werden zu Held:innen dieser Geschichten. So entsteht Nähe – auch in einem globalen Konzern mit Milliardenpublikum.

Wer mehr über erfolgreiches Employer Branding auf LinkedIn erfahren möchte, findet hier 5 Erfolgsfaktoren für Employer Branding auf LinkedIn

Corporate Influencer in Bestform: Authentische Einblicke bei Julia Beyer

Wie persönliches LinkedIn-Storytelling funktioniert, zeigt unsere Head of Onboarding & Culture Julia Beyer. Statt der klassischen „Hier bin ich Expertin“-Ansage in LinkedIn-Manier liefert sie Einblicke, Wert und Persönlichkeit.

Ihr Content erzählt eine kontinuierliche Reise und nimmt uns dabei in den Alltag als working mum bei Mashup Communications mit.

Besonders stark: Julia verbindet Fachkompetenz mit persönlichen Geschichten. Wenn sie Einblicke in ihren Alltag teilt, wird daraus kein trockener Bericht, sondern eine kleine Erzählung über Werte, Teamgeist und manchmal auch den digitalen Wandel. Das wirkt authentisch, nahbar und hervorragend für Employer Branding.

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CEO mit Mission: Caroline Renée Kroll

Wie Corporate Influencing trotz CEO-Rolle persönlich und kraftvoll funktioniert, zeigt Caroline Renée Kroll. Ihre Beiträge sind keine Selbstbeweihräucherung, sondern Teil einer deutlich größeren Erzählung: einer Marke mit Haltung – und einer Gründerin, die sichtbar macht, was dahinter steckt.

Ihr Content erzählt nicht nur „Wir wachsen“, sondern „Wir verändern die Kosmetikbranche“ – mit Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Transparenz im Fokus. Jeder Post bedient das Narrativ: „Beauty mit Purpose – und wir machen mit“.

Caroline spricht dabei über Herausforderungen (junge Unternehmerin in der Drogeriebranche), über Werte (gender-neutrale Markenführung, nachhaltige Verpackung) und teilt ihre Alltagsmomente. Dadurch zeigt sie nicht nur was sie gegründet hat, sondern wer sie ist – und verbindet Marke mit Persönlichkeit auf beeindruckende Weise.

Während es auf dem Corporate Profil von No Cosmetics um Produktneuheiten und Unternehmensnews geht, teilt Caroline auf ihrem Corporate Influencer Profil Einblicke hinter die Kulissen.

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Zwischen Authentizität und Algorithmus

Corporate Influencer sind kein Ersatz für Unternehmenskommunikation, sie sind ihre Verstärker. Gleichzeitig sind Unternehmensprofile kein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, sondern viel mehr der stabile Anker in einem Meer aus Personal Brands. Während Markenaccounts oft an algorithmischen Grenzen scheitern, fliegen persönliche Profile mühelos darüber hinweg.

LinkedIn liebt Gesichter, Emotionen und echte Geschichten. Genau das bringen Corporate Influencer mit. Sie lassen hinter die Kulissen blicken, erzählen vom Arbeitsalltag, von Erfolgen, Hürden und kleinen Momenten, die keine Pressemitteilung je transportieren könnte. So entsteht Nähe – nicht nur zu potenziellen Kund:innen, sondern auch zu zukünftigen Kolleg:innen. Authentische Stimmen aus dem Unternehmen wirken wie lebendige Testimonials und machen Employer Branding greifbar. Ein geschickter Einsatz der unterschiedlichen Kommunikationskanäle ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg.

Wann welches Profil glänzt

Company Profile nutzen, um …

  • Markenbotschaften langfristig zu platzieren
  • Kampagnen übergreifend zu steuert
  • einheitliche CI, Corporate Tone und KPIs zu stärken
  • Employer Branding und Recruiting strategisch auszuspielen

Corporate Influencer einsetzen, wenn …

  • die Brand Vertrauen, Persönlichkeit und Nähe aufbauen will
  • Themen Haltung, Werte oder Kultur betreffen
  • das Unternehmen Diskussionen anstoßen und Feedback nutzen will
  • es darum geht, wer hinter der Marke steht

Fazit: And the Oscar goes to… ein klares „sowohl als auch“

Auf LinkedIn stehen längst Menschen statt Marken im Fokus. Doch wer klug kommuniziert, weiß: Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Das Unternehmensprofil stellt die Basis, auf der Werte, Visionen und Strategien ihren Platz finden. Corporate Influencer dagegen bringen Leben, Bewegung und Glaubwürdigkeit hinein. Sie verwandeln Statements in Geschichten und geben Marken Gesichter.

Die erfolgreichsten Unternehmen verstehen LinkedIn nicht als Wettbewerb zwischen Corporate Brand und Personal Brand, sondern als Symbiose. Wenn die Botschaft stimmt, der Ton persönlich bleibt und beide Seiten miteinander spielen statt gegeneinander, entsteht echte Resonanz.

Oder: Der Dompteur kann ohne Artist:in keine Show machen – und die Artist:in braucht das Zirkuszelt, um ihr Publikum zu empfangen.

Am Ende gewinnt also niemand allein. Sondern alle, die es schaffen, Haltung mit Herz und Strategie mit Storytelling zu verbinden.

TL;DR – Too Long, Didn’t Read

  • Company Profile = Struktur, Strategie, Markenbotschaft
  • Corporate Influencer = Emotion, Nahbarkeit, Reichweite
  • Beste Wirkung: Wenn beide an einem Strang ziehen
  • Merksatz: Authentizität zieht, aber ohne Plan ist sie verschenkt.

Jennifer Nürnberger

Jennifer Nürnberger ist Expertin für PR und Social Media mit einem Fokus auf Brand Storytelling und digitale Kommunikationsstrategien. In der PR-Beratung wie auch in Webinaren und Workshops entwickelt sie gemeinsam mit Unternehmen Inhalte, die ihre Botschaften authentisch sichtbar machen und Zielgruppen mit Leichtigkeit erreichen.

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