Storytelling im Museum: Mit Geschichten Wissen managen

Exponate – staubtrocken oder so expressiv, dass sie für den Laien unverständlich sind? Egal wie spannend ein Thema ist, die Art der Vermittlung entscheidet letztlich darüber, ob es verstanden wird oder eben nicht. Dabei finden sich Museumspädagogen oft in einer Zwickmühle wieder: Der wissenschaftliche Anspruch ist hoch und Hintergründe komplex. Gleichzeitig aber ist die Gruppe der Rezipienten sehr heterogen. Wie also vermitteln?

Mit Storytelling, das mit bekannten Erzählmustern komplexe Dinge greifbar macht. Und wie umsetzen? Mit unterschiedlichster Technik und einem roten Faden, der zurück zu den BetrachterInnen führt. Wir haben die Kulturlandschaft einmal unter die Lupe genommen und zeigen gelungenes Storytelling im Museum.

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Museumsbesuch oder Frontalunterricht?

Klassizismus? Romantik? Typische Attribute dieser Strömungen? Da hört es bei vielen schon auf, wenn sie ins Museum gehen. Beziehungsweise gehen sie erst gar nicht hin! In der Kulturvermittlung werden Menschen über die Künste oder auch wissenschaftliche und gesellschaftliche Phänomene und Erkenntnisse informiert. Oft mangelt es allerdings an Methoden, die diese Dinge greifbar machen. Nicht selten gleichen ein paar Stunden im Museum dem Frontalunterricht aus vergangener Schulzeit. Die BesucherInnen wandeln in sich gekehrt durch die heiligen Hallen. Dabei geht das Wissen, das sich hinter den Ausstellungsstücken verbirgt, verloren. Kunst, Geschichte und Fortschritt werden oft nur verstanden und wahrgenommen, wenn die BetrachterInnen Teil des Ganzen werden, indem sie zum Beispiel aktiv ihre Meinung spiegeln. Eine schlechte Präsentation wird bekanntlich zuerst langweilig und dann anstrengend. Die Art der Kommunikation ist also nicht nur für Personen oder Unternehmen von Bedeutung, sondern auch für Organisationen wie zum Beispiel Museen.

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Technik als Abenteuer und Vermittler

Wie können AkteurInnen oder ErzählerInnen Exponate nun greifbarer machen, BesucherInnen auf emotionaler Ebene ansprechen und zur Partizipation anregen? Ein zeitgemäßes Mittel, um Wissen einer breiten Zielgruppe zugänglich zu machen, ist die Nutzung von Technik. Hierzu gehören Apps oder mobile Webseiten, Virtual Reality, Hologramme oder historische Personen, die in Filmen oder Audiokommentaren selbst zu Wort kommen. Ein Problem, mit dem sich viele Museen konfrontiert sehen: Je mehr Technik, desto schneller kann eine Ausstellung auch veralten – vor allem bei Dauer und Wanderausstellungen ist dies der Fall. Hier ist natürlich ein ordentliches Budget nötig, um Inhalte langfristig vermittelbar zu halten. Wir haben einen Blick auf die Berliner Museumslandschaft geworfen und ein Beispiel gefunden, das Kunst und Wissenschaft mit Storytelling im Museum über Technik greifbar macht. Das Futurium macht seinem Namen alle Ehre und ist als Haus der Zukünfte Beispiel für zeitgemäßes Wissensmanagement.

© Unsplash / Maria Teneva

Futurium: Ort der Zukünfte

Die grüne Stadt von Morgen, dein bester Freund ein Roboter, Besteck, um Insekten zu verspeisen. Das Futurium setzt auf Interaktivität und Storytelling, wenn es darum geht, die unendlichen Möglichkeiten der Zukunft aufzuzeigen. Es glänzt mit Vermittlungserfahrung und Sinn fürs Geschichtenerzählen und ist ein Erlebnismuseum der anderen Art. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eröffnen sich den BesucherInnen drei große Denkräume, in denen sie Natur, Mensch und Technik begegnen.

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Bewaffnet mit einem Chip-Armband, das einzelne Stationen bei Bedarf speichert, um Daheim mehr über die Themen zu erfahren, machen sich Groß und Klein auf den Weg in die Zukunft. In Open Labs und Workshops werden die BesucherInnen Teil der Forschung. Ihr aktuelles Umfeld wird erzählerisch modifiziert und in die Zukunft katapultiert. Dadurch entsteht eine Verbindung zwischen den BesucherInnen und der gezeigten Welt. Die Kleinen dürfen Feilen, 3D-Drucken und Schaukeln. Die Großen sehen sich ständig mit der Frage konfrontiert, wie die Zukunft wohl aussehen wird, indem sie ihren urbanen Lebensraum futuristisch gespiegelt bekommen. Durch diesen Einbezug und die körperliche Betätigung wird mehrkognitive Empathie für die damit erzählte Geschichte erzeugt.

Fazit

Oft erzielt ein simples Bild große Wirkung – die Magie liegt bekanntlich in der Einfachheit der Dinge. Für die Vermittlung komplexer gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Phänomene lohnt sich allerdings eine Kombination aus Storytelling im Museum und Technik. Die Verbindung zum Individuum kann geschaffen werden, indem der eigene Lebensraum in die Erzählung integriert wird. Erst so entsteht eine reale Verbindung und damit Verständnis für das Thema.

Lisa de Haardt

Gelassenheit, Spontaneität und Sinn für Ästhetik: Ist Lisas Neugier einmal geweckt, stürzt sie sich mit Freude in kreative Prozesse.

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