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Planet Storytelling: Die Schweiz

Für die Serie „Planet Storytelling“ werfen wir den Blick dieses Mal auf ein kleines Land im Herzen Europas: die Schweiz. Wie es der Zufall so will, handelt es sich dabei nämlich um meine Heimat. Ich fand die Schweiz den größten Teil meines Lebens ziemlich langweilig: zu sauber, zu sicher. Doch seit ich einige Zeit im Ausland gelebt habe – erst in den USA und nun in Deutschland – ist mir bewusst geworden, dass ich als Alpenrepublik-Bürgerin auf mehr stolz sein kann als auf unseren Käse und unsere Schokolade. Wie jedes Land hat auch die Schweiz ihre ganz eigene Identität, die zu einem großen Teil auf Legenden oder Sagen baut – und uns Schweizerinnen und Schweizer definiert. Die drei bedeutendsten Figuren und Geschichten der Schweizer DNA sollt nun auch ihr kennenlernen.

Hier entstand angeblich die Schweiz: Das Rütli | Quelle: Wikimedia Commons / DrHäxer CC BY-SA 4.0

Der Nationalmythos: Rütlischwur

Immer am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, pilgern unzählige meiner Mitbürger zu einer Bergwiese – genannt Rütli – am schönen Vierwaldstättersee und feiern dort bei Bratwurst und riesigem Feuer die Gründung der sogenannten Schweizerischen Eidgenossenschaft. Als Deutsche oder Deutscher fragt man sich jetzt bestimmt, was denn eigentlich auf dieser Wiese geschah? Lasst mich erklären: Unser Nationalmythos besagt, dass sich an diesem Ort im Jahre 1291 drei Männer als Vertreter der drei Ur-Kantone – das wären bei euch die Ur-Bundesländer – mit einem feierlichen Eid zum ewigen Bund gegen die Machtansprüche der Österreicher und anderer Feinde verschworen. Mit der Zeit gesellten sich immer mehr Kantone, wenn auch nicht immer friedlich, dazu und die Schweiz, wie sie heute existiert, war geboren.

Uns Schweizerinnen und Schweizern gilt der Rütlischwur bis heute nicht nur als Geburtsstunde unseres Landes, sondern auch als Ursprung unserer Neutralität und Unabhängigkeit. Auf diese Grundsätze sind wir sehr stolz. Und das will etwas heißen, denn Stolz – besonders wenn man ihn offen nach Außen trägt – ist nicht gerade eine schweizerische Eigenschaft.

Der Nationalheld: Wilhelm Tell

Ja, auch ein kleines Land wie die Schweiz hat einen Nationalhelden. Der Mythos von Wilhelm Tell ist übrigens eng mit dem des Rütlischwurs verbunden. In der Schweiz kennt jedes Kind den legendären Freiheitskämpfer. Der Sage nach ließ ein adeliger Beamter aus Österreich, der damals an der Macht war, im Ur-Kanton Uri seinen Hut auf eine Stange stecken und im Hauptort aufstellen. Er befahl den einheimischen Untertanen, diesen jedes Mal beim Vorübergehen zu grüßen. Wilhelm Tell, ein bekannter Armbrustschütze, weigerte sich. Zur Strafe musste er einen Apfel vom Kopf seines Sohnes Walter schießen. Das gelang ihm wundersamerweise, ohne dabei seinen Sohn zu verletzen oder gar zu töten. Doch aus Rache suchte Wilhelm Tell den adligen Beamten auf und erschoss den Österreicher mit seiner Armbrust. So wurde er zum gefeierten Tyrannenmörder.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts gilt Wilhelm Tell als Nationalheld der Schweiz und als Verkörperung des Unbeugsamkeitswillens unseres Landes. Wer schon einmal schweizerisches Geld in der Hand gehalten hat, kann sich vielleicht an den Mann mit Kapuze auf dem Fünf-Franken-Stück erinnern – natürlich niemand geringerer als Wilhelm Tell. Seine Armbrust findet man übrigens als Symbol im Logo von Swiss Label. Es steht so für Schweizer Präzision und Qualität. Worauf wir – richtig geraten – selbstverständlich auch stolz sind.

Ein weit verbreitetes Symbol: Die Armbrust von Wilhelm Tell | Quelle: Wikimedia Commons

Die Nationalallegorie: Helvetia

Neben all den Männern spielt auch eine Frau eine wichtige Rolle im Storytelling der Marke „Schweiz“, auch wenn sie bloß eine fiktive Figur ist. Habt ihr euch schon einmal gewundert, warum auf unseren Autokennzeichen „CH“ steht oder warum Internetadressen der Schweiz mit diesem Kürzel enden? Als gewissenhafte Schweizerin will ich euch aufklären: Offiziell wird für unser Land der lateinische Name Confoederatio Helvetica (Schweizerische Eidgenossenschaft) verwendet, weil damit keine unserer vier Landessprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rumantsch) bevorzugt wird. Zusammenhalt über die Sprachgrenzen und früher auch die Konfessionsgrenzen hinweg ist für uns Schweizer essentiell. Wir haben anders als Deutschland keine natürlichen Sprachgrenzen, sondern sind eine Willensnation. Das bedeutet, wir sind eine Nation, weil wir es bewusst so wollen.

Einige gewiefte Schweizer haben als Symbol der Einheit die gemeinsame Identifikationsfigur Helvetia erschaffen, eine Verkörperung der Eidgenossenschaft. Wer genau hinschaut, der findet die Dame auf unseren Briefmarken, auf unserem Geld oder als Namensgeberin einer bekannten Versicherungsgruppe. Schließlich stellen wir Helvetia auch gerne als Statue an öffentlichen Gebäuden und Orten auf, da wir ja im Gegensatz zu euch nie Kaiser oder Könige hatten – außer vielleicht Roger Federer, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Helvetia auf der Rückseite eines Schweizer Frankens | Quelle: Pixabay/Softcodex
Redaktion

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