Rund 270 Touristiker:innen, ein Saal voller neugieriger Gesichter und ein Thema, das vielen noch ein bisschen Bauchgrummeln macht: Künstliche Intelligenz. Beim Tourismustag Schleswig-Holstein 2025 war ich eingeladen, den wissenshungrigen Vertretern der Region einen Einblick in die Welt von KI zu geben und zu zeigen, warum sie auch im Tourismus kein kalter Tech-Trend, sondern eine Einladung zum Abenteuer ist.
Besonderes Augenmerk lag natürlich darauf, welche Chancen die rasanten Entwicklungen mit sich bringen, wie Anbieter:innen von den neuen Gegebenheiten profitieren und sich dank KI neue Zielgruppen erschließen können. Denn Erlebnisse wollen schließlich auch morgen noch erlebt werden und zwar ganz in echt. Aber dafür müssen die Gäste erstmal ihren Weg zum richtigen Ziel finden. Und der erste Stopp auf ihrer Customer Journey ist dabei immer häufiger der Kontakt mit einer KI, aber seht selbst…
Klar, KI klingt erstmal nach Silicon Valley, Algorithmen und Robotern, die einem das Menschsein streitig machen wollen. Aber in Wahrheit steckt dahinter eine große Chance, gerade für all jene, die mit begrenzten Budgets und viel Herzblut um Sichtbarkeit kämpfen. Und das sind im hart umkämpften Tourismusbereich natürlich viele. Kein Wunder also, dass KI und Tourismus viel besser zusammenpassen, als man es beim Gedanken an handfeste Erlebnisse zunächst vielleicht vermuten würde. Und so schossen auf meine Eingangsfrage nach der KI-Nutzung im Raum, ohne zu zögern, die allermeisten Hände nach oben.
Die Branche beschäftigt sich intensiv mit der Thematik und das ist auch gut so. Denn sicher ist, der KI-Markt wächst rasant: Von 3,4 Millionen US-Dollar im Jahr 2024 soll er auf fast 14 Millionen bis 2030 anwachsen. Für Anbieter:innen stellt sich also vor allem die Frage: Wie nutze ich KI am Schlausten?
Viele Touristiker:innen sind längst mitten im KI-Abenteuer. Texte schreiben, Materialien erstellen, Buchungsanfragen beantworten, all das kann KI heute unterstützen. Ein Überblick über Dinge, die längst Alltag geworden sind:
Ein Extrembeispiel der KI-Contentunterstützung sind die sogenannten KI-Influencer:innen. Virtuelle Personen, die nie müde werden, nie schwitzen und nie einen schlechten Tag haben. Für Marken klingt das erstmal verlockend: 100 Prozent Kontrolle, keine Shitstorms, keine Gehaltsverhandlungen.
Bestes Beispiel aus der Branche: EmmaTravelsGermany, die im Auftrag des deutschen Tourismusboards durch ganz Deutschland „reist“ und dabei inspirierende Inhalte produziert, ohne dass jemals ein echter Mensch vor Ort gewesen sein muss.
Aber genau hier liegt in der Tourismusbranche der Knackpunkt: Reisen leben von Emotionen, Begegnungen und echten Geschichten. KI kann dabei helfen, diese zu erzählen, aber sie ersetzt sie nicht. Virtuelle Models können Strände zeigen, aber nur echte Menschen können den Sand zwischen ihren Zehen spüren und diese Begeisterung sichtbar machen.
Für Tourismusmarken heißt das: Lasst KI den Werkzeugkoffer sein, nicht die (Allein-)Reisenden. Eine gute Mischung aus Effizienzsteigerung durch künstliche Intelligenz und echten Geschichten von Besucher:innen zahlt sich im Marketing aus.
Auch auf Nutzerseite hat sich viel getan. Rund 40 Prozent der Reisenden weltweit nutzen bereits KI-basierte Tools zur Planung: sei es ChatGPT, Google Maps oder Buchungsplattformen mit smarten Empfehlungen.In Deutschland ist die Skepsis noch spürbar, aber immerhin 70 Prozent der Befragten stehen dem Thema offen gegenüber.
„Wer schon einmal ChatGPT nach einer Route, einem Restauranttipp oder einem Tagesplan für einen Wochenendtrip gefragt hat, merkt schnell: Das fühlt sich nicht nach Maschine an, sondern nach digitalem Reisebegleiter.“
Julia Beyer, Brand-Storytelling-Expertin bei Mashup Communications
Für Anbieter:innen bedeutet das: Wenn Reisende ihre Pläne mit KI erstellen, dann müssen sie bei der KI auf den Plan kommen!
Die Zauberformel lautet: GEO (Generative Engine Optimization).
Immer weniger Menschen fragen bei der Freizeitplanung zuerst eine Suchmaschine wie Google. Stattdessen gehen sie immer öfter ins Gespräch mit ChatGPT, Gemini und Co. Die bewährten SEO-Mechanismen, um das eigene Suchmaschinen-Ranking zu verbessern, greifen nicht mehr so gut. Was für Marketer vielleicht zunächst nach Katastrophe klingt, kann allerdings gerade für Anbieter:innen mit kleineren Budgets eine riesige Chance sein. Denn: Künstliche Intelligenz denkt nicht mehr nur in Keywords (in die man mitunter große Summen investieren musste), sondern in Erlebnissen, Orten und Geschichten.
Und die Gunst der künstlichen Intelligenz zu gewinnen, ist kein Hexenwerk. Fünf Tipps für GEO im Tourismus:
ChatGPT und Co. lieben saubere Daten, deshalb sollten Anbieter:innen ein vollständiges Google Business Profil (Maps) anlegen und regelmäßig aktualisieren. Einheitliche NAP-Daten (Name, Address, Phone) gehören auf alle Plattformen (Google, TripAdvisor, Booking, GetYourGuide, Komoot etc.).
Damit euch Tools wie ChatGPT oder Google Gemini empfehlen, müsst ihr dort sichtbar sein, wo sie ihre Daten herziehen – auf Plattformen wie Google Maps, TripAdvisor, GetYourGuide, Viator, Outdooractive, Komoot, Yelp, Booking oder Airbnb Experiences.
Auf der Suche nach guten Empfehlungen checkt die KI natürlich auch die Webseiten der Anbieter:innen. Damit sie versteht, was sie da liest, sollten die Texte so gestaltet werden, dass direkt deutlich wird, warum das Angebot perfekt für die Anfrage ist. Dabei helfen vor allem klare Beschreibungen mit Stichworten, die Reisende wirklich suchen („Kajaktour auf der Spree“ statt „Einzigartiges Erlebnis“) sowie FAQ-Bereiche („Wie lange dauert die Tour?“, „Wann ist Saison?“).
Die KI möchte gefallen. Anbieter:innen, die sich nach der Empfehlung als geschlossen oder unbefriedigend herausstellen, möchte sie deshalb tunlichst vermeiden. Erlebnismacher:innen müssen der KI also glaubhaft beweisen, dass sie ihren Job mit Leidenschaft machen und erinnerungswürdige Aktivitäten anbieten. Und wie ginge das einfacher als durch das regelmäßige Posten neuer Inhalte, in einer authentischen Sprache inklusive Beschreibungen, was Gäste erleben, nicht nur, was angeboten wird? Kurzum: Echte Geschichten sind die heiße Währung für KIs.
Sich selbst loben kann ja jeder. Was die KI allerdings viel spannender findet, weil es einfach glaubwürdiger ist, sind Erfahrungen anderer. Anbieter:innen sollten ihre Gäste deshalb ganz aktiv um Bewertungen bitten. Und psssst, neben glücklichen Kund:innen zählen auch lokale Medien zu den absoluten Lieblingsflüsterern der KI. Eine gute PR-Strategie unterstützt also nicht nur eure Marke, sondern auch eure KI-Auffindbarkeit.
„Kurz gesagt: KI ist euer neuer Multiplikator. Sie hilft, dass eure Leidenschaft, euer Ort, euer Erlebnis gefunden wird – auch ohne großes Werbebudget.“
Julia Beyer, Brand-Storytelling-Expertin bei Mashup Communications
Noch mehr GEO-Tipps gefällig? Dann schaut euch auch diesen Blogpost von mir an.
KI kann viel, aber sie wird niemals die gleiche Gänsehaut erzeugen, wie der erste Blick aufs Meer, die Gaumenfreuden an einem neuen Ort oder der Adrenalin-Kick beim Bungee-Jumping. Und sie kann keine Gastgeber:innen und Gäste ersetzen, die mit leuchtenden Augen von ihren Erlebnissen erzählen.
Was sie aber kann: diese Geschichten sichtbar machen.
Und genau das ist die Chance, besonders für kleine, authentische Anbieter:innen, die sich ins Abenteuer stürzen wollen.
Mein Fazit nach dem Tourismustag:
KI ist kein Gegner. Sie ist Kompass in einer neuen Reisewelt. Anbieter:innen müssen sich nur trauen, loszulaufen.
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