„For Sale: Baby shoes, never worn.”
Diese Überschrift ist eine Micro-Story geschrieben von Ernest Hemingway. Obwohl sie nur aus sechs Wörtern besteht, erzählt sie eine tragische Geschichte und regt zum Nachdenken an. Hemingway schafft es mit einer Zeile Emotionen auszulösen und Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Aufgrund von Informationslücken bietet die Story Raum für Interpretation. Sie bleibt im Gedächtnis haften. Sobald RezipientInnen einen kognitiven Aufwand betreiben, um die Handlung zu entschlüsseln, signalisiert das Belohnungssystem: Dieser Inhalt ist wichtig!

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Micro-Movies: Visuelles Storytelling im Miniformat
Mit dieser Strategie ist auch der Werbefilmregisseur Florian Meimberg unter anderem bekannt geworden. Er veröffentlichte auf Twitter kleine 140-Zeichen-Romane und nannte sie „Tiny Tales„. Diese Mini-Geschichten wurden anschließend als Buch herausgebracht. Zum zehnten Geburtstag seiner Tiny Tales wurden einige davon sogar verfilmt. Mit der Umwandlung der Micro-Stories in ein visuelles Format erscheinen sie in einer neuen Dimension und passen gut in das heutige Zeitalter. Meimberg sieht diese Art des Storytellings als Versuch, Geschichten auf eine unerwartete Weise zu erzählen. So ist auch sein kurzer Film „Der Test“ eine Micro-Story mit überraschendem Ende. In der Geschichte geht es um eine Frau, die einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hält. Sie geht anschließend ins Schlafzimmer und sagt zum Mann in ihrem Bett, dass er Onkel wird. Auch hier muss sich das Publikum die Bedeutung erst erschließen und bleibt dadurch an der Geschichte hängen.
Micro-Stories als Content-Marketing-Tool: Eine neue Spielwiese für Marken
Wer heute sein Publikum erreichen will, muss damit rechnen, dass die Aufmerksamkeitsspanne gering ist. Guter Content soll schnell auf den Punkt kommen, sich von der Konkurrenz abheben und im Gedächtnis bleiben. In unserem Blogpost „Von Hemingway bis TikTok: Micro-Stories damals und heute“ schauen wir uns den Einsatz von kurzen Content-Formaten an. Social-Media-Plattformen wie Instagram und Co. tun nichts anderes, als Micro-Stories zu verbreiten, und haben damit großen Erfolg. Auch Marken können von dieser Form des Storytellings profitieren. So hat Back Market, ein Marketplace für gebrauchte iPhones, eine solche Kampagne kreiert. Sie erzählt in zwei verschiedenen Bildern eine Micro-Story. Die Mini-Geschichte richtet sich an die Generation, die lieber in Erfahrungen anstatt in materielle Dinge investiert. Die aber nichtsdestotrotz auf das neue iPhone nicht verzichten möchte. So kann das Geld, das beim Kauf eines gebrauchten Smartphones gespart wurde, lieber für eine Reise oder eine Ballettvorstellung ausgegeben werden.
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Redaktion
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Brand Storytelling, Content Marketing, Social Media