Von Melancholie bis Weltschmerz: Authentizität gewinnt
Wo früher vor Lachen geweint wurde, fließen heute Tränen der Rührung. Zumindest hat sich die Art des Werbens in diese Richtung entwickelt. Noch vor einiger Zeit haben komödiantische Inhalte die Werbewelt dominiert. Vor knapp zehn Jahren dann, man munkelt es begann mit der Google-Kampagne Dear Sophie, hielt die Traurigkeit Einzug ins Digitale. Der Erfolg lag auf der Hand: Inhalte, die starke Emotionen wecken, geben Möglichkeiten zur Identifikation, die Menschen dann teilen möchten — auch damit sie sich besser fühlen. So generieren besonders starke Gefühle Aufmerksamkeit auf dem übersättigten Werbemarkt. Eine im Jahr 2016 durchgeführte Studie der Nielsen Company zeigt, dass Werbung mit einer hohen emotionalen Resonanz im EEG-Scan bis zu 23 Prozent höhere Verkaufsraten hervorruft. Marketer versuchen so strategisch auf die Menschen einzugehen. Mit dem Ziel bitter-süße Gefühle von Melancholie über Traurigkeit bis hin zum Weltschmerz zu erzeugen. Wer es schafft, den Zuschauer länger als 15 Sekunden zu triggern, hat gewonnen.
Traurig, aber wahr: Über Profit und gesellschaftliche Missstände
Während viele andere Formen der Werbung erst einmal nicht schädlich für die Marke oder das Unternehmen sind, ist die Arbeit mit der Trauer in ihrem Kern negativ und kann somit auch negative Effekte auf das Produkt haben. Vor diesem Hintergrund müssen Marketingexperten bei der Umsetzung von Sadvertising eine empathische Lösung finden, um Verbraucher auf der richtigen Ebene zu treffen. Ehrliche, sehr menschliche Storys zeigen, dass das Unternehmen Herz hat, an einem spürbaren Mehrwert für die Gesellschaft arbeitet und nicht nur Profit für sich rausschlagen möchte. Nun gibt es rührende Kampagnen, so wie der eigens für den Super Bowl produzierte Clip Puppy Love von Budweiser, bei dem die Aufgabe des Unternehmens als Mentor doch sehr nah am Produkt liegt. Tiefgehendes Sadvertising zeigt allerdings soziale Missstände auf. Es geht über die Steigerung des reinen Profits der Marke hinaus. Die folgenden zwei Kampagnen machen das besonders gut:
Vicks: Just a boy
Vicks, die Marke für Erkältungsprodukte, fordert mit seiner Kampagne mehr Aufmerksamkeit für kranke und hilflose Kinder. Das Video „Just a boy“ porträtiert einen kleinen Jungen, der von seiner leiblichen Mutter und seinem Umfeld verstoßen wird, weil er HIV-positiv ist. Eine Nachbarin nimmt ihn liebevoll bei sich auf. Die Geschichte, welche auf viele Einzelschicksale übertragbar ist, ging schnell viral. Nicht nur durch das Hashtag #TouchofCare sondern vor allem durch die authentisch dargestellte Hilflosigkeit des Jungen, seines Schicksals und die Unterstützung der ihm nahestehenden Personen. Die hohe Zahl der HIV-Erkrankungen auf den Philippinen macht die Geschichte umso greifbarer. Mit einem Fonds, den Vicks gemeinsam mit Project Red Ribbon eingerichtet hat, helfen sie Kindern mit HIV sowie ausgestoßenen und verlassenen Menschen.
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Lisa de Haardt
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Brand Storytelling, Content Marketing, Visuelles Storytelling