An einem bestimmten Punkt der Menschheitsgeschichte musste man den Leuten erklären, wie sie Backpulver benutzen. Sie wussten es vorher nicht. Wir können uns alle vorstellen, wie das ungefähr aussah: Ein zu langer Schwarzweißfilm, wahrscheinlich aus den frühen 1960ern, eine Vorzeigefamilie mit noch vorzeigbarerer Ehefrau, die im gediegenen Reim, aber nur mit der Hilfe ihres Gatten, beschreibt, wie sie den Sonntag dank Dr. Oetker überlebt – aus heutiger Sicht bestenfalls als Nostalgie zu konsumieren. Ansonsten aber in jeder Form langweilig, rückständig und insgesamt sicherlich ziemlich ätzend. Was soll ich sagen? Das durchschnittliche Influencer-Marketing aus dem Jahr 2021 macht auf mich genau denselben Eindruck.
Der Feed als Einkaufsbummel
Der erste TV-Spot, der über den Kasten flimmerte, der erste Jingle, der im Radio lief, die erste Litfaßsäule, die jemandem im Weg stand – sie sind damals sicherlich aufgefallen. Von der Intensität ihrer Wirkung mussten die Maßnahmen über die Jahrzehnte jedoch einiges einbüßen. So bahnbrechend der erste Rabattcode, den die Leser:innen eines Blogs einst irgendwo fanden, auch war – die User von heute hält das nicht mehr vom Weiterscrollen ab. Spätestens seit dem letzten großen App-Update im November 2020 ist Instagram auch offiziell ein Online-Shop. Influencer-Marketing begegnet uns hier öfter als wir uns selbst im Spiegel. Dementsprechend unsicher gestaltet sich für Unternehmen der Outcome einer solchen Partnerschaft. Ein Garant für mehr Reichweite und die Erschließung neuer Zielgruppen sind Influencer heute jedenfalls nicht mehr. Warum ist die Zusammenarbeit trotzdem so spannend wie nie?
Der Influencer als Brand
Von „Ich möchte euch ein neues Projekt vorstellen“ über „Ich teste es seit 3 Wochen“ bis „Mit dem Code 0815 bekommt ihr 10 Prozent“ – die gute, alte Influencer-Koop sorgt bestenfalls für die Aufmerksamkeit, die eines von vielen Schaufenstern im Einkaufszentrum bekommt. Stehen, wie im Marketing der 1960er, die Produkte, ihre Anwendung und Bewertung im Fokus, werden hauptsächlich die User:innen aktiviert, die sich ohnehin für die Produktgruppe interessierten. Die Chance, die gesamte Community eines Influencers zu erreichen und gänzlich neue Berührungspunkte mit einer Zielgruppe zu schaffen, wird nicht optimal genutzt.
Die einfache Lösung lautet: Brand vor Produkt! Und damit ist nicht etwa die Brand des Unternehmens, sondern die der Influencer gemeint. Was ist es nämlich, was alle Follower eines Influencers vereint? Es ist die Liebe zur Person, die Liebe zum Content dieser Person. Und genau diesen Content wollen wir sehen.
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Redaktion
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Brand Storytelling, Content Marketing, Influencer Relations, Social Media