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Kampagnen-Check: tipp tipp tot
Communications – PR, Content, Redaktion 12. July 2018

Kampagnen-Check: tipp tipp tot

Let’s get ready ‚cause this is about to get heavy: Wer ab und zu mal auf den Autobahnen des Landes unterwegs ist, wird sie sicher kennen: Weiße Schilder, die mit teils drastischen Motiven zu einer angepassten Fahrweise oder die Benutzung des Anschnallgurtes aufrufen. Seit 2008 macht die Initiative „Runter vom Gas“ auf die Folgen einer unvorsichtigen Fahrweise im Straßenverkehr aufmerksam. Im Laufe der Jahre wurden schwerpunktmäßig verschiedene Risiken thematisiert: Überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer oder unzureichende Sicherheitsabstände. Ganz frisch hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kürzlich die neueste Kampagne eröffnet. Zusammen mit Scholz&Friends wird diesmal ein folgenschweres Problem thematisiert: Verkehrsunfälle durch Ablenkung am Smartphone.

Drastische Motive mit zersplitterten Handys sollen in Kürze an der Straße auf das fünfmal so hohe Unfallrisiko bei einer Smartphonenutzung am Steuer aufmerksam machen. Bei der Vorstellung der Kampagne hat sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer selbst mit einem Handy hinters Steuer gesetzt. Er stellte fest: Mit dem Smartphone ist der Fahrer im Blindflug unterwegs. Auch wenn die Gesamtzahl der Verkehrstoten in den letzten Jahren abgenommen hat, gehören Handys zu den größten Gefahrenquellen im Straßenverkehr.

Die Initiative „Runter vom Gas“ hat mit der Kampagne ihre Homepage neu aufgelegt und bietet neben Daten & Fakten auch eine interaktive Fahrprüfung sowie Geschichten von Betroffenen. Keine leichte Kost: Sind Schockplakate und Videospots der richtige Weg, um auf die Thematik aufmerksam zu machen? Oder sollten Autofahrer:innen nicht vielmehr mit höheren Bußgeldern abgeschreckt werden? Unsere Meinung zu der außergewöhnlichen Aktion erfahrt ihr heute in unserem Kampagnen-Check.

Was wir gut finden:

  • Die Motive der Plakate sind simpel, aber eindrucksvoll. Schockierend und respektvoll zugleich wird hier mit dem Thema Tod umgegangen, ohne diesen selbst bildlich darzustellen.
  • Der Kinospot ist emotional inszeniert und appelliert an das nostalgische Gefühl, als Kind bei langen Autofahrten zu schlafen und vollends darauf zu vertrauen, dass die Eltern einen sicher ans Ziel bringen werden.
  • Die Geschichten der Betroffenen rühren und gehen unter die Haut. Statt fiktionaler Storys erwarten einen hier authentische Erfahrungen von Menschen, die auf unterschiedlicher Weise mit schweren Schicksalsschlägen umgehen müssen.
  • Die Führerscheinprüfung mit der aus der Heute-Show bekannten Figur Gernot Hassknecht wartet mit echten Prüfungsfragen auf und entschärft das Thema. Hier stellen wir fest: Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas kann die Beschäftigung mit Fahrsicherheit auch Spaß machen.

Wo besteht noch Potenzial?

  • Vor allem die Plakate als Informationskanal stoßen auf geteiltes Feedback und sind der Kritik ausgesetzt, auf der Autobahn für noch mehr Ablenkung zu sorgen.
  • Um vor allem auch junge Fahranfänger:innen der Generation Messenger zu erreichen, sollte mehr Wert auf eine Präsenz in den sozialen Medien gelegt werden. Auf Facebook ist „Runter vom Gas“ vertreten, auf anderen Plattformen sieht es derzeit eher mau aus.
  • Die Einbindung bekannter Influencer:innen wie beispielsweise Oguz Yilmaz, bekannt aus dem ehemaligen YouTube-Trio Y-Titty, ist grundsätzlich eine gute Idee. Die Zusammenarbeit sollte sich dabei nicht auf einige wenige Zitate beschränken, sondern auf allen verfügbaren Kommunikationskanälen deutlich werden.

Fazit: Alles andere als ein Unfall

In Sachen Storytelling ist die Kampagne für mehr Verkehrssicherheit auf der Überholspur unterwegs. Eine kurze, aber deutliche Message wird auf unterschiedlicher Weise in Form von kleinen Geschichten präsentiert. Besonders gelungen ist die Balance, einerseits zwar aufzurütteln und zu schockieren, andererseits jedoch Katastrophenvoyeurismus nicht zu befeuern. Jedes Plakatmotiv, der Spot und das Internetportal schaffen somit den Spagat, einerseits zum Denken anzuregen, andererseits den Bogen nicht zu überspannen. Uns haben die vielen verschiedenen emotionalen Kunstwerke auf jeden Fall überzeugt – das Smartphone bleibt bei der Autofahrt auf jeden Fall verstaut.



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