Werte, Vision und Motivation: Storytelling für Führungskräfte
Nicht nur die heroischen Momente großer Reden, Präsentationen oder alljährlicher Tagungen der obersten Führungsliga eignen sich für erfolgreiche Leadership-Geschichten. Storytelling kann tagtäglich auf vielen Ebenen des Managements und der Zusammenarbeit integriert werden, um die grundlegenden F’s des Führens „Fordern, Fördern, Feedback geben“ lebendig anzuwenden. Geschichten über außerordentliche Erfolge einzelner Mitarbeiter:innen, über Erkenntnisse, die man erst durch eigene Fehlschläge erlangt hat oder über die gemeinsamen Werte machen erfolgreiche Leadership-Momente aus.
Gerade Führungskräfte müssen es schaffen, dass ihnen zugehört und geglaubt wird, um ihr Team weiterzubringen. Ratschläge, Feedback und Strategie müssen eine Wirkung auf das Publikum haben, damit diese auch umgesetzt werden. Nur einige Beispiele illustrieren, wie und zu welchen Anlässen man als ein guter Geschichtenerzähler seinen Führungsstil aufs nächste Level bringen kann.
Unternehmensvision mithilfe alternativer Storytelling-Formate erklären
Eine der wichtigsten Aufgaben einer Führungsperson ist, ein Team für die Zukunft zu wappnen. Die Vision ist der Kompass, der ständig vor Augen gehalten werden sollte. Doch wie bekomme ich ein Team dazu, der Vision überhaupt Bedeutung beizumessen und sie als solche anzuerkennen?
In seinem Buch „Lead with a Story“ veranschaulicht der Amerikaner Paul Smith die Wirkung von Visionen anhand einer Geschichte: Auf einer Baustelle trifft eine Frau Bauarbeiter und befragt sie zu ihrer Tätigkeit. Während der erste grimmig antwortet „Steine verlegen“, strahlt sein Kollege „Ich baue die größte Kathedrale der Welt!“. Unterschiedlicher könnten die Antworten nicht sein. Geschichten wie diese können veranschaulichen, wie das Verständnis für das übergeordnete Ziel helfen kann, bessere Entscheidungen zu treffen, ein besserer Teamleiter zu sein oder generell die eigene Arbeit mehr zu schätzen.
Andere originelle Formate transportieren ebenfalls Visionen: Eine Zeitung aus der Zukunft, mit der Vision und den wichtigsten Meilensteinen als Titel-Aufhänger, kann ein 50-seitiges Strategiepapier ersetzen, das wahrscheinlich kaum jemand durchlesen wird. Oder statt ein theoretisches Zukunftsbild zu malen, kann man dies zum Beispiel auch in Form eines typischen Tagesablaufes skizzieren, wie er laut der Vision für einzelne Arbeitsbereiche im Unternehmen aussehen könnte. So können sich Mitarbeitende viel genauer vorstellen, welchen Einfluss die Vision auf ihr persönliches Arbeitsumfeld hat.
Unternehmenswerte und -kultur anhand von Anekdoten kommunizieren
Werte sind das wichtigste Bindeglied, das alle Akteur:innen miteinander vereint und eine Community aus Kund:innen, Mitarbeitenden und der Geschäftsführung prägt. Ähnlich wie bei der Unternehmenskultur ist eine Auflistung der Werte jedoch nur die Theorie, solange diese Werte nicht im Unternehmen gelebt werden. Was genau Werte wie Integrität, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Einzigartigkeit, Freiheit oder Optimismus in jedem einzelnen Unternehmen individuell bedeuten, lässt sich weniger durch Stichpunkte als durch konkrete Beispiele in Form von Geschichten verständlich machen.
Erfolgreiche Unternehmensführung heißt vor allem, dass Werte tagtäglich gelebt werden. Fürs Leadership Storytelling ist es daher besonders wichtig, genau jene Anekdoten, welche die Unternehmenskultur belegen, aktiv zu sammeln und intern zu archivieren und zu verbreiten.
Mitarbeiterfeedback entlang der Heldenreise verfolgen
Viele Mitarbeitende sehen es leider immer noch als ein Zeichen der Schwäche, um Feedback, Rat oder gar ganz konkrete Hilfe zu fragen. Die Heldenreise kann Manager:innen und ihren Teams helfen, diese Einstellung zu ändern, denn hier kommt eine Rollenverteilung ins Spiel, bei welcher die Mitarbeitenden die Held:innen und das Unternehmen der Mentor ist.
Auch Luke Skywalker oder Frodo hätten ohne den Rat und den Zuspruch ihrer Mentoren (Yoda, Gandalf) ihre Abenteuer weder angetreten noch bestanden. Niemand wird als Verlierer:in oder Nebendarsteller:in degradiert, wenn er oder sie den Rat von Mentor:innen in Anspruch nimmt. Ganz im Gegenteil: deren Part ist in vielen Fällen unverzichtbar, um die Held:innen zu motivieren, neue Herausforderungen anzutreten, und um sie dafür mit entsprechendem Wissen und Werkzeugen auszustatten.
Mit dieser Feedbackkultur sehen Mitarbeitende weniger Hürden, ihre Vorgesetzten oder Kolleg:innen um Rat zu bitten, wenn die richtigen Fragen anhand der Heldenreise gestellt und beantwortet werden:
- Wo kommt Held oder Heldin her und wo will er oder sie hin?
- Warum will er oder sie dahin? Was ist ihr Ziel? Was ist die Belohnung?
- Welche Hindernisse und Gegner stehen ihnen gerade im Weg?
- Welche Schwachpunkte werden ihnen dadurch bewusst, an denen sie etwas ändern möchten?
- Mit welchem Wissen und Instrumenten können die Mentor:innen diese ausgleichen bzw. die Held:innen trainieren?
- Wie sieht die neue Welt nach dem Abenteuer aus, in welcher Held oder Heldin die Mentor:innen evtl. nicht mehr für solche Hindernisse benötigt?
Fazit fürs Storytelling für Führungskräfte
Die Geschichte eines Unternehmens wird nicht nur von einer Person geschrieben. Damit trotzdem eine möglichst einheitliche Dramaturgie entsteht, ist es wichtig, dass Storytelling vor allem im Unternehmen gelebt wird, dass Mitarbeitende verstehen, in welcher Werte-Welt sie sich befinden, wie die Vision aussieht und was dieser noch im Wege steht. Dann können sie es auch weitergeben, um eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Menschen mit gleichen Einstellungen vereint.
Storytelling schafft außerdem in der tagtäglichen Interaktion mit den Kund:innen die Basis dafür, dass sich die Mitarbeitenden nicht nur mit den Produkten identifizieren, sondern mit der Marke im Ganzen als Partner:in auf der eigenen Heldenreise.
Wie Manager:innen mit Hilfe von Geschichten die Gunst der Mitarbeitenden gewinnen, erfährst du hier.
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24. Oktober 2024