Von Gucci bis „Boah, Bahn!“: Die besten Storytelling-Kampagnen im Oktober
Der Oktober 2025 macht deutlich, wie Unternehmen Geschichten neu denken. Ob Mode, Pflege, Mobilität oder Outdoor – überall entstehen visuelle Welten, die Emotion und Haltung verbinden. Vier Kampagnen, die zeigen, wie Storytelling funktioniert, wenn Marken mutig werden und echte Momente schaffen.

Gucci – „The Tiger“: Wenn Mode zur Metapher wird
Gucci beginnt seine neue Ära nicht auf dem Laufsteg, sondern auf der Leinwand. „The Tiger“, inszeniert von Spike Jonze und Halina Reijn, erzählt die Geschichte einer Frau, die zugleich Matriarchin, Muse und Mahnung ist. Barbara Gucci (Demi Moore) steht im Mittelpunkt einer eleganten Dinnerparty und ringt dort mit ihrem eigenen Spiegelbild und dem Drang nach Perfektion.
Die begleitende Fotostrecke „La Famiglia“ von Catherine Opie rahmt diese Figuren wie Familienporträts in Gold und Schatten. Ein Universum aus Symbolen, Farben und Blicken, das die Marke neu verortet: Gucci als Heldin im eigenen Drama.
Warum funktioniert das Storytelling?
- Kinoästhetik trifft Charaktertiefe. Mode wird zur Metapher für Kontrolle und Wandel.
- Barbara Gucci verkörpert den inneren Konflikt der Marke, Anspruch gegen Freiheit.
- Film und Fotografie erschaffen eine visuelle Sprache, die mehr sagt als jede Kollektion.
Gucci erinnert daran, dass Luxus kein Produktversprechen ist, sondern Ausdruck einer ästhetischen Haltung. Es ist das Streben nach Schönheit, das immer auch ein Ringen mit sich selbst bleibt.
Bübchen & Antoni – „Der wichtigste Punkt deiner Pflegeroutine“
#Pinktober mal anders. Bübchen erzählt keine Geschichte über Angst, sondern über Achtsamkeit. Im Rahmen des internationalen Brustkrebsmonats rückt die Marke das Thema Früherkennung in den Alltag und verbindet Vorsorge mit einem positiven Ritual. Statt Brüste plakativ darzustellen, markiert das Logo diskret jene Stellen, die Frauen beim Eincremen regelmäßig abtasten sollten. So wird Pflege zum Symbol der Selbstfürsorge – respektvoll, sensibel und alltagsnah inszeniert.
Das Herzstück der Kampagne ist visuell: sanfte Farben, klare Formen, Haut als Bühne der Aufmerksamkeit. Social Posts, Printanzeigen und eine begleitende Website mit Anleitung zum Selbstcheck übersetzen Aufklärung in Nähe. Jeder Like wird zur Spende an Pink Ribbon Deutschland e.V. und so zu einer kleinen Geste mit großer Resonanz.
Warum funktioniert das Storytelling?
- Unsichtbares wird sichtbar, Andeutung erzeugt mehr Wirkung als Provokation.
- Alltag wird zur Bühne, jede Frau wird zur Heldin ihrer eigenen Vorsorgegeschichte.
- Purpose trifft Design, Emotionalität, Ästhetik und Nutzen wirken als Einheit.
Bübchen zeigt, wie moderne Marken Verantwortung erzählen, ohne Drama, aber mit Tiefe.
Deutsche Bahn – „Boah, Bahn! Wir sitzen alle im selben Zug“
Eine Webserie als Imagepflege? Ja, wenn sie ehrlich ist. „Boah, Bahn!“ zeigt Anke Engelke als ICE-Zugchefin Tina in Szenen, die jede:r schon erlebt hat: Verspätungen, Durchsagen, freundliches Chaos. Produziert von Arne Feldhusen (Stromberg), entsteht daraus eine Mockumentary zwischen Alltagskomik und Menschlichkeit.
Die Idee kam von Engelke selbst, nach einem echten Praktikum bei der Bahn. Dadurch wirkt die Serie nicht wie PR, sondern wie ein Blick hinter die Kulissen aus der Perspektive derer, die das System am Laufen halten.
Warum funktioniert das Storytelling?
- Humor entwaffnet, die Bahn lacht über sich und gewinnt dadurch an Nahbarkeit.
- Die Crew wird zum Kollektiv aus Heldinnen und Helden, die täglich Konflikte meistern.
- Der Claim „Wir sitzen alle im selben Zug“ verbindet Marke und Publikum emotional.
Hier ist kein Spot entstanden, sondern eine Mini-Serie über Zusammenhalt. Authentisch, ungeschönt, nahbar und ein Bild, das genau zur Markenidentität der Bahn passt. Während andere große Marken solche Selbstironie noch selten zeigen, hat die DB sie längst zu einem festen Teil ihrer Kommunikation gemacht.
Kurz darauf reagiert Sixt mit einem augenzwinkernden Social-Media-Post, der die „DB-Tina“ humorvoll beim Feierabend zeigt. Das Ergebnis ist ein Paradebeispiel für Reaktionsgeschwindigkeit, Community-Nähe und Markenwitz in Echtzeit.
The North Face – „Touch Grass“: Raus aus dem Scroll, rein ins Leben
„Touch Grass“ wird zum Appell gegen digitale Erschöpfung. The North Face nutzt ein Meme als Ausgangspunkt für eine kleine Fluchtgeschichte. Im Mittelpunkt steht DJ LOVEFOXY, die aus der Scroll-Trance in die Alpen stolpert. Co-kreiert mit Highsnobiety und Zalando entsteht eine visuelle Collage aus Asphalt, Nebel und Moos. Kein Pathos, kein Hochglanz, stattdessen urbane Mode, die den Sprung ins Draußen wagt.
Warum funktioniert das Storytelling?
- Meme trifft Meaning. Ein Netzphänomen wird zur Marke mit Haltung.
- Natur als Gegenfigur zur digitalen Überreizung, die Heldin oder der Held sucht Balance.
- Visuelle Authentizität ersetzt Produktinszenierung, echte Bewegung statt Posing.
The North Face verwebt Humor, Stil und Purpose zu einem neuen Outdoor-Narrativ. Es ist nicht die Flucht aus der Stadt, sondern der Moment, in dem sie kurz stillsteht.
Fazit
Vier Kampagnen, vier Welten und überall derselbe rote Faden: Heldinnen und Helden, die Transformation sichtbar machen.
Gucci kämpft mit ihrem Spiegelbild, Bübchen verwandelt Routine in Selbstermächtigung, die Bahn entdeckt das Menschliche im System und The North Face lässt digitale Müdigkeit in Neugier umschlagen.
Trends & Learnings
- Visuelle Heldenreisen (Gucci, TNF): Marken erzählen über Bilder, nicht über Produkte.
- Alltag als Bühne (Bübchen, DB): Authentizität ersetzt Hochglanz.
- Konflikt schafft Nähe: Ob Verspätung oder Selbstzweifel, Imperfektion wirkt menschlich.
- Emotion vor Mechanik: Gute Kampagnen führen uns, ohne dass sie uns erklären.
Lust auf noch mehr gutes Brand Storytelling? Wirf einen Blick auf die besten Storytelling-Kampagnen vom September 2025
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