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Digitale Ikonen: Revolutionieren KI-Influencer das Brand Storytelling?
Communications – PR, Content, Redaktion KI 18. June 2025

Digitale Ikonen: Revolutionieren KI-Influencer das Brand Storytelling?

Creator, die nicht altern, niemals schlafen und rund um die Uhr Content produzieren. Zielgruppenorientiert, perfekt an die Markenbotschaften angepasst und ganz ohne Gage zu verlangen. Zu schön, um wahr zu sein? Was nach einer Folge Black Mirror klingt, ist bereits Teil ganz realer Kampagnen. KI-Influencer sind längst unter uns, einige seit fast zehn Jahren. Auf Instagram, TikTok oder LinkedIn erzählen sie Geschichten, setzen Modetrends oder repräsentieren ganze Markenwelten. Und obwohl sie anstelle von Fleisch und Blut aus Bits und Bytes bestehen,  ist ihre Wirkung und Reichweite nachweislich real. Besonders im Kontext strategischer Markenkommunikation eröffnen die digitalen Influencer  neue Räume des Storytellings, in denen Brands Kontrolle, Kreativität und Community neu ausloten müssen.

Frau in Bademantel mit Handtuch um den Kopf. Liegt mit Sonnenbrille im BEtt, isst Pizza. KI-Infleuncer im Brand Storytelling

Was genau sind KI-Influencer – und warum reden plötzlich alle davon?

KI-Influencer sind computergenerierte Charaktere, die wie menschliche Influencer auf sozialen Plattformen auftreten. Im Unterschied zu animierten Avataren in Games oder Filmen verfügen sie über eine konsistente Persönlichkeit, eine visuelle Ästhetik und oftmals auch eine eigene Biografie. Sie posten regelmäßig, interagieren mit Followern und repräsentieren Marken in gesponserten Beiträgen. Die ersten komplett digitalen Persönlichkeiten begeistern schon seit 2016 – also fast zehn Jahren – erfolgreich Communities auf Instagram. 

Und der Markt wächst immer weiter. Unternehmen wie Brud, das NFT-Start-Up Dapper Labs oder die Digitalagentur The Clueless bauen ganze Geschäftsmodelle rund um virtuelle Persönlichkeiten auf. Für Marken bietet das ein hochgradig kontrollierbares, skalierbares und emotional anschlussfähiges Storytelling-Format. Warum?

Warum Marken auf KI-Influencer setzen

Die Vorteile für die Markenkommunikation sind vielfältig:

  • Hohe Kontrolle: Keine unvorhersehbaren Äußerungen, keine Skandale – Inhalte und Botschaften lassen sich präzise steuern.
  • Kreative Freiheit: KI-Charaktere können alles sein – von Science-Fiction-Figuren bis hin zu realistischer Streetstyle-Ikone.
  • Konsistenz: Das visuelle Erscheinungsbild bleibt unverändert, unabhängig von Stimmung, Alter oder äußeren Faktoren.
  • Zielgruppenansprache: Besonders GenZ und Millennials reagieren offen auf virtuelle Persönlichkeiten – vorausgesetzt, sie sind glaubwürdig inszeniert.

Das klingt für Marken erstmal verlockend, doch genau hier liegt die Krux: Virtuelle Creator drohen schnell oberflächlich, generisch oder gar leblos zu wirken – speaking of Uncanny Valley – vor allem dann, wenn sie nur als makellose Content-Hülle eingesetzt werden. Ohne narrative Tiefe und echte emotionale Anschlüsse können sie schnell als austauschbare Marketing-Avatare entlarvt werden. 

KI-Influencer funktionieren besonders gut, wenn sie nicht als „bloße Werbefiguren“ auftreten, sondern Geschichten mit Substanz erzählen. Idealerweise kommen sie mit einer eigenen Haltung, Ecken und Kanten. Authentizität bleibt also auch oder gerade bei digitalen Persönlichkeiten zentral.

Wie man KI mit emotionalem Storytelling nahbar macht, erfahrt ihr hier

Auftritt Brand Storytelling: So werden aus emotionslosen KI-Bots charismatische Influencer

Gutes Storytelling lebt von konsistenten Charakteren, emotionaler Tiefe und der Fähigkeit, komplexe Markenwerte in erlebbare Geschichten zu übersetzen. Genau hier spielen KI-Influencer (und die Agenturen hinter ihnen) ihre Stärken aus. Sie sind nicht nur visuell formbar, sondern auch dramaturgisch – ihre Persönlichkeiten, Backstories und Kommunikationsstile lassen sich gezielt anpassen, weiterentwickeln und orchestrieren. So entsteht über Zeit ein narratives Geflecht, das sich nahtlos über verschiedene Kanäle und Kampagnen hinweg spannen lässt.

Das Beste? Anders als klassische Testimonials funktionieren KI-Influencer wie fiktionale Serienfiguren: Sie wachsen mit ihrer Community, entwickeln neue Facetten und können als Projektionsfläche für gesellschaftliche Themen dienen – ob mentale Gesundheit, Diversität oder Nachhaltigkeit. Für Marken bedeutet das, sie schaffen nicht nur Reichweite, sondern echten narrativen Mehrwert. Es entstehen Storys und Kampagnen, die über bloße Werbung hinausgehen und Konsument:innen emotional berühren. Damit werden sie zu echten Träger:innen von Brand Purpose – inszeniert mit maximaler gestalterischer Freiheit und ganz ohne eigenen Willen.

Wie KI auch in klassischen Storytelling-Kampagnen erfolgreich eingesetzt wird, erfahrt ihr hier.

Drei KI-Influencer, die Marken erfolgreich inszenieren

1. Lil Miquela – Die Pionierin unter den KI-Influencern

Lil Miquela gilt als eine der ersten und erfolgreichsten KI-Influencerinnen weltweit. Bereits 2016 trat sie erstmals auf Instagram auf – entwickelt vom Startup Brud in Los Angeles. Seither ist sie aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken: Mit über 2,7 Millionen Followern, Kampagnen für Prada, Calvin Klein oder Apple und einer eigenen Musikkarriere zählt sie zu den erfolgreichsten virtuellen Persönlichkeiten weltweit.

Was sie so besonders macht, ist weniger ihr makelloses Aussehen, sondern ihre komplexe, bewusst inszenierte Identität: halb Mensch, halb Roboter, mit Meinungen zu sozialen Themen, eigenen Konflikten und einer echten Entwicklung im Laufe der Jahre. Aus Storytelling-Sicht ist sie genial inszeniert. Miquela ist eine fortlaufende Erzählung, eine lebendige Brand Persona mit Haltung. Statt bloß Inhalte zu platzieren, können Marken durch sie Teil einer vielschichtigen Geschichte werden und damit tiefergehende, emotional aufgeladene Verbindungen zur Community aufbauen.

Was Lil Miquela auszeichnet:

  • Klar positionierte Identität (transparent als KI-Influencer) mit politischen und gesellschaftlichen Statements.
  • Hoher Wiedererkennungswert, starke Community-Bindung.
  • Markenkooperationen, die in glaubwürdiges Storytelling eingebettet sind.

Lil Miquela beweist: Virtuelle Persönlichkeiten können als echte Meinungsführer wahrgenommen werden – wenn sie Haltung zeigen und sich konsequent weiterentwickeln.

2. Aitana Lopez – Die pinke Fitness-Ikone aus dem Nichts

Aitana López sieht aus wie ein echtes Model und verdient als virtuelle Influencerin monatlich Tausende Euro mit Markenkooperationen in Mode, Fitness und Gaming. Die spanische KI-Persönlichkeit unter dem Instagramnamen @fit_aitana wurde von der Agentur The Clueless erschaffen als Antwort auf steigende Gagen und Unzuverlässigkeiten bei Influencer-Partnerschaften. 

Aitana ist ein Paradebeispiel dafür, wie künstliche Charaktere mit starkem Storytelling zu glaubwürdigen Markenbotschafter:innen werden können. Sie verkörpert Selbstliebe, mentale Gesundheit und Empowerment. Das resoniert mit ihrer hauptsächlich weiblichen, eher jungen Community und bietet Marken eine perfekt kuratierte Plattform, um ihre Werte langfristig und dramaturgisch aufgeladen zu inszenieren.

Was Aitana Lopez auszeichnet:

  • Selbstbewusstes Auftreten, starke Haltung zu mentaler Gesundheit und Self-Empowerment.
  • Inhalte mit emotionaler Tiefe, die Nahbarkeit erzeugen – obwohl sie fiktiv ist.
  • Enorme Reichweite auf Instagram mit klar definierter Community.

Aitana zeigt, wie virtuelles Influencing weit über reine Produktplatzierung hinausgehen kann, indem sie ihre Community mit wertebasierter Kommunikation an sich bindet.

3. Lucy von XXXLutz – Das virtuelle Testimonial mit einem Händchen für Interior-Design

Mit der KI-Influencerin Lucy ergänzt XXXLutz seine Kampagnenwelt um ein virtuelles Testimonial, das perfekt zur Markenästhetik passt. Entwickelt von Jung von Matt, verkörpert Lucy das Designverständnis und die digitale Innovationsfreude des Möbelhändlers und agiert als Bindeglied zur jüngeren Zielgruppe auf Social Media. 

Der Clou aus Storytelling-Perspektive: Lucy ist kein klassischer Werbeträger, sondern eine inszenierte Markenfigur mit Potenzial zur Langzeitnarration. Ihre digitale Identität erlaubt es XXXLutz, eigene Geschichten jenseits realer Personen zu erzählen – konsistent, stilisiert und ganz im Sinne einer markenstrategisch gesteuerten Held:innenreise im Möbeluniversum.

Was Lucy auszeichnet:

  • Erste deutsche KI-Influencerin einer Brand. Das hebt Brand Storytelling auf ein neues Level
  • Integriert in Werbekampagnen von XXXLutz, aber auch auf TikTok und Instagram aktiv.
  • Positioniert sich als moderne, designaffine Figur mit hohem Lifestyle-Faktor.

XXXLutz hebt mit Lucy Brand Storytelling und Social Media Marketing auf die nächste Ebene. Die KI-Influencerin vermittelt die Markenwerte von XXXLutz und ist dabei jederzeit perfekt inszeniert, konsistent in ihrer Botschaft und bereit für jede Plattform. Besser als es ein menschlicher Kooperationspartner je könnte.

The elephant in the room: Ersetzen KI-Influencer bald echte Menschen? 

Die Antwort ist komplex. Sie konkurrieren nicht zwangsläufig – aber sie übernehmen bestimmte Funktionen. Besonders in Szenarien, in denen maximale Kontrolle, internationale Skalierung oder Zielgruppen-Inszenierung gefragt sind, bieten sie Vorteile, die menschliche Creator nur schwer nachbilden können. Aber: Wirklich lebendige Markenkommunikation entsteht oft im Zusammenspiel, wenn KI-Influencer und echte Persönlichkeiten gemeinsam Teil eines größeren Narrativs werden.

Fazit: Kein Hype, sondern Chance für zukunftsfähiges Storytelling

Virtuelle Influencer sind weit mehr als ein digitaler Marketinggag. Sie sind gekommen, um zu bleiben. Als ernstzunehmendes Tool für Marken, die mit neuen Zielgruppen kommunizieren, kreative Freiräume ausloten und ihr Storytelling auf die nächste Stufe heben wollen. Um dabei erfolgreich zu sein, bedarf es einer Gratwanderung: Wie nutzt man KI-Influencer nicht als Ersatz, sondern als strategisch sinnvolle Erweiterung des Marken-Storytelling-Universums? Voraussetzung sind eine klare strategische Einbettung, technische Qualität und narrative Tiefe. Denn egal ob echter Mensch oder virtuelle Kunstfigur: Nur wer echte Geschichten erzählt und reale Emotionen weckt, bleibt für seine Community relevant.

Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, wie wir bei Mashup mit dem Thema KI umgehen, gelangt ihr hier zu unseren Prinzipien.



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