Mona: New Work war für mich DAS Thema der OMR. Überall wurden alternative Arbeitszeitmodelle thematisiert und momentane Probleme, an denen die Umsetzung teilweise noch scheitert, konkretisiert. Die 5050-Stage von der gleichnamigen Initiative behandelte ausschließlich Themen aus dem Spektrum. Selbst die großen Influencer:innen haben über ihre Art der Unternehmensführung gesprochen und damit zeigen wollen, dass das “verkrampfte 0815 Modell” einfach nicht mehr zeitgemäß sei.
An Krypto, NFTs und Blockchain sind die Besucher:innen der OMR auch nicht vorbeigekommen – Frank Thelen ging sogar so weit zu betonen, die Zukunft unserer Erde liege in den Händen der Digitalisierung und somit auch in der Online-Währung. Außerdem schienen für mich Multi-Channel-Lösungen breit vertreten zu sein, die insbesondere Agenturen dabei helfen sollen, einen ganzheitlichen Überblick aller genutzten Tools zu bekommen. Lustigerweise sagte uns jeder Stand, dass sie die einzige Lösung dafür seien.
Mit welchem Fazit habt ihr die OMR verlassen?
Mona: Ich bin genau der richtige Typ Mensch für die OMR. Ich liebe Menschenmengen, Action, viel zu überladene Tage und Stars. Ich bin demnach echt zufrieden gewesen und habe die ganzen Eindrücke tief in mein Herz eingeschlossen. Insbesondere Ashton Kutcher und die Konzerte haben mir unglaublich viel Spaß bereitet.
Dennoch muss ich rückblickend feststellen, dass ich nicht allzu viel wertvollen Input für mich und meine Arbeit mitgenommen habe. Die Ausstellungsfläche war viel zu überladen, als dass ein Unternehmen – selbst wenn es uns etwas gebracht hätte – nicht auffallen hätte können. Bei den Speaker:innen sind Lotti und ich natürlich bekannten, großen Namen gefolgt, von denen wir jedoch hauptsächlich Dinge gehört haben, die wir bereits wussten … sie sind ja schließlich bekannt.
Mein generelles Fazit ist somit eher ein Learning: Sollte ich nochmal die Ehre haben, auf die OMR gehen zu können, würde ich versuchen, insbesondere zu Masterclasses und Speaker:innen zu gehen, von deren Thematik ich noch nichts weiß. Somit habe ich dann auch wirklich die Chance, etwas Neues zu lernen.
Lotti: Im ersten Moment habe ich den Gedanken festgehalten, dass mir die OMR-Messe einfach zu viel war. Es gab zu viele Bühnen, zu viele Speaker:innen, zu viel Drumherum, zu viel Selbstinszenierung – und wer mich kennt, weiß, dass „zu viel“ für mich selten ein Problem ist.
Obwohl ich das Gefühl hatte, wirklich eine beträchtliche Menge der Ausstellungsfläche gesehen und etliche Vorträge gehört zu haben, werde ich den Eindruck nicht los, ständig irgendetwas verpasst zu haben. Bei dem Überangebot war es schlichtweg unmöglich, alles aufzunehmen. Für Menschen mit FOMO (Fear of missing out) wäre das Event das reinste Fegefeuer gewesen.
Wenn ich nun, wenige Wochen nach der Messe, einen Blick auf das Geschehen werfe, frage ich mich: Steht mir mein Confirmation Bias, also die Neigung zur selektiven Wahrnehmung basierend auf dem, was ich kenne und sehen will, vielleicht gerade perfekt im Weg? Ich habe versucht, die Dinge mit einem distanzierteren Blick zu betrachten, und komme zu folgendem Entschluss: Aus der vor Selbstbewusstsein triefenden Marketing-Welt können PR-Agenturen einiges an Input ziehen.
Trendende Themen, Vorträge und Herangehensweisen großer Firmen liefern Inspirationen für Presse-Storys, aber auch die internen Prozesse. Gerade die Talks waren doch sehr lehrreich und boten einen gewissen Mehrwert – abhängig davon, mit welchem Fokus zugehört wurde. Aktuell stöbere ich in dem Programmplan auf der OMR-Website und suche mir dann auf YouTube den Vortrag im passenden Video heraus, denn glücklicherweise wurden sehr viele der Präsentationen aufgezeichnet. Menschen mit FOMO können sich also wieder beruhigen.
Würdet ihr nochmal auf die OMR-Messe fahren und warum?

Mona: Ja!
Lotti: Wenn auch meine bisherigen Aussagen nicht dafür sprechen, würde ich die OMR im nächsten Jahr nochmal besuchen. Ich brauche keinen Festival-Pass, das Expo-Ticket reicht vollkommen aus – immerhin war Deichkind als Act in den Expo-Hallen, während wir frag-mich-nicht-wen auf der “Festival”-Stage gesehen haben. Allerdings wäre mein Fokus ein anderer.
Anstatt nach Veranstaltungen mit “Storytelling” im Namen zu suchen, würde ich mich auf den Trend-Stages umschauen und mir die Talks von Unternehmer:innen anhören, die in denselben Branchen arbeiten wie meine Kund:innen. Ich würde zum Netzwerken bei fischerAppelt gehen, um mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Die Masterclasses würde ich ebenfalls nach ähnlichen Kriterien aussuchen. Ich denke, die OMR-Messe lohnt sich erst so wirklich ab dem zweiten Jahr. Denn dann geht auch nicht der erste Tag damit verloren, sich erst einmal orientieren zu müssen.
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