Storytelling in der internen Kommunikation: Wie Geschichten Produktivität steigern
Warum Storytelling in der internen Kommunikation klarer wirkt als Folien & Mails
Wir alle kennen das: Die meisten internen Mails liest man halbherzig, PowerPoints klickt man durch. Aber wenn jemand eine kleine Geschichte erzählt – von einem Kunden, einem Kollegen, einem Fehler, aus dem man gelernt hat – spitzt man plötzlich die Ohren.
Psycholog:innen nennen das “Narrative Transportation”: Wir tauchen in Geschichten ein und merken uns Inhalte besser, weil wir sie fühlen, nicht nur verstehen. Oder anders gesagt: Eine gute Story spart Erklärungen, Diskussionen und Missverständnisse – und damit Zeit und Nerven.
Hinzu kommt: Geschichten schaffen Vertrauen. Wenn eine Führungskraft nicht nur sagt „Wir müssen effizienter werden“, sondern eine Szene beschreibt – „Neulich habe ich mit Anna aus dem Kundenservice gesprochen, sie verbringt jeden Tag zwei Stunden damit, Daten doppelt einzutragen“ – wirkt das greifbar. Mitarbeitende sehen: Da versteht jemand meinen Alltag.
Studien zeigen: Storytelling steigert Engagement, Produktivität und Profitabilität
Die Effekte sind messbar. Untersuchungen von Gallup zeigen: Teams mit hohem Engagement sind bis zu 18 Prozent produktiver und 23 Prozent profitabler. (Quelle) Der Unterschied liegt oft darin, ob Menschen das Gefühl haben, dass ihre Arbeit Sinn ergibt – und genau das vermittelt eine gute interne Erzählung.
Best Practices: Storytelling bei Siemens, DB Systel, Viessmann, Microsoft und Pixar
- Siemens – Ownership Culture Siemens hat das Bild der „Mitarbeiter als Miteigentümer“ geprägt. Dahinter steckt nicht nur ein Aktienprogramm, sondern eine klare Botschaft: „Ihr gestaltet dieses Unternehmen mit.“ Eine Story, die Verantwortung und Stolz weckt. (Quelle)
- DB Systel – Vom Organigramm zum Netzwerk Die IT-Tochter der Bahn erzählte ab 2014 eine Transformationsgeschichte: Weg von starren Hierarchien, hin zu selbstorganisierten Teams. Statt Change-PowerPoint gab es „Working out Loud“-Kreise und offene Lernerzählungen. Heute gilt DB Systel als Beispiel, wie man Kulturwandel narrativ begleitet. (Quelle)
- Viessmann – Purpose zum Anfassen „We co-create living spaces for generations to come.“ Dieser Satz klingt groß, wird aber im Alltag heruntergebrochen: von Heizungsmonteur:in bis Innovationsabteilung. Führungskräfte verknüpfen fast jede Entscheidung mit dieser Story – so bleibt sie lebendig. (Quelle)
- Microsoft: CEO Satya Nadella erzählte die Geschichte vom „Know-it-all“ zum „Learn-it-all“. Eine einfache, wiederholbare Metapher, die eine ganze Kultur drehte. (Quelle)
- Pixar: Mit dem „Braintrust“ erzählten die Kreativen immer wieder kleine Geschichten aus unfertigen Filmen – offen, ehrlich, fehlerfreundlich. Daraus entstand eine Kultur, in der Lernen schneller ist als Perfektionismus. (Quelle)
Storytelling in der Praxis: 5 Tipps für Führungskräfte und Teams
Hier kommen 5 praxisnahe Tipps, die jede Führungskraft oder jedes Team sofort ausprobieren kann:
- 1. Die Vier Fragen Jede Story in der internen Kommunikation sollte diese Fragen beantworten:
- Wer sind wir?
- Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt?
- Was wollen wir erreichen?
- Was heißt das für mich?
2. Regel statt Ausnahme Mach Geschichten zu Routinen, nicht zu Kampagnen. Einmal im Monat im All-Hands eine kurze Story („Was wir letzte Woche gelernt haben“). Jede Woche im Teammeeting ein „Mini-Case“: Ein Kunde, ein Fehler, ein Erfolg.
3. Greifbare Bilder nutzen Statt „Wir optimieren Prozesse“: „Wir wollen, dass Anna aus dem Kundenservice abends pünktlich nach Hause kommt – ohne zwei Stunden Excel-Hölle.“
4. Dialog einbauen Geschichten sind kein Monolog. Plane immer Zeit für Fragen ein, hole Gegenbeispiele. Oft wird die eigentliche Produktivität im Gespräch nach der Story freigesetzt.
5. Wiederholen, wiederholen, wiederholen Eine Story wirkt erst, wenn sie so oft erzählt wird, dass Mitarbeitende sie weitererzählen können. Lieber immer wieder drei klare Geschichten, als 30 neue Schlagworte pro Quartal.
Erfolg messen: Wie Storytelling die interne Kommunikation produktiver macht
Natürlich kann man nicht zählen, wie oft ein Team-Mitglied „glänzende Augen bekommt“. Aber man kann schauen:
- Verstehen die Leute die Prioritäten? Frag deine Mitarbeitenden zum Beispiel nach einem Townhall Meeting, ob sie in einem Satz zusammenfassen können, worum es ging.
- Reden Teams selbst über die Story? Wenn in Meetings Sätze fallen wie „Passt das zu unseren Werten?“ – wirkt sie.
- Kennzahlen: Weniger Fehlentscheidungen, schnellere Übergaben, sinkender Krankenstand – das alles sind harte Indikatoren für produktivere Kommunikation.
Häufige Fehler im Storytelling: Was interne Kommunikation oft bremst
- Slogans statt Storys. „Innovation. Exzellenz. Kundenzentrierung.“ Das sind Wörter, keine Geschichten.
- Zu viel auf einmal. Besser eine klare Story pro Thema als ein halbes Dutzend.
- Copy-Paste aus dem Silicon Valley. Ein „Squad“ macht noch keine Heldengeschichte, nur weil Spotify so ein internes Format hat. Wichtig ist, die eigene Sprache und Kultur zu finden.
„Storytelling in der internen Kommunikation schafft Orientierung, Vertrauen und Sinn – und macht Teams dadurch spürbar produktiver.“
Miriam Schwellnus, Expertin für PR, Employer Branding und Storytelling bei der Agentur Mashup Communications
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Häufige Fragen zu Storytelling in der internen Kommunikation
Was bringt Storytelling in der internen Kommunikation?
Storytelling macht Informationen verständlicher, emotionaler und einprägsamer. Mitarbeitende verstehen Ziele schneller, können Entscheidungen besser einordnen und sind motivierter, mitzumachen.
Wie steigert Storytelling die Produktivität im Unternehmen?
Wenn Mitarbeitende den Sinn ihrer Arbeit kennen, arbeiten sie fokussierter. Studien (z. B. Gallup) zeigen: Engagierte Teams sind bis zu 18 % produktiver und 23 % profitabler.
Welche Beispiele für Storytelling in Unternehmen gibt es?
Viele Firmen nutzen Storytelling für Kulturwandel oder Purpose-Kommunikation – etwa Siemens mit „Ownership Culture“ oder DB Systel mit der Transformation zur Netzwerkorganisation.
Wie können Führungskräfte Storytelling praktisch einsetzen?
Mit einfachen Routinen: eine kurze Geschichte im All-Hands, wöchentliche Mini-Erfolge im Teammeeting oder ein Erfahrungsbericht aus dem Kundenkontakt. Wichtig ist: echte, greifbare Beispiele statt abstrakte Slogans.
Welche Fehler sollten beim Storytelling vermieden werden?
Häufige Fehler sind: Slogans ohne Inhalt, zu viele Botschaften gleichzeitig oder das unreflektierte Kopieren fremder Modelle. Erfolgreiches Storytelling braucht Authentizität und Klarheit.
Wie misst man den Erfolg von Storytelling in der internen Kommunikation?
Indem man überprüft, ob Mitarbeitende Prioritäten in eigenen Worten wiedergeben können, ob die Story im Alltag aufgegriffen wird, und ob Kennzahlen wie Fehlentscheidungen, Übergabezeiten oder Krankenstand sich verbessern.
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